Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht von Human Rights Watch. Menschenrechtler fordern Bestrafung der libyschen Milizionäre.

Istanbul. Rachedurstige libysche Milizionäre haben im Oktober 2011 nicht nur Muammar al-Gaddafi misshandelt und getötet, sondern auch seinen Sohn Mutassim und mehr als 50 seiner Begleiter. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht, den die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Mittwoch vorgelegt hat – knapp ein Jahr nach dem Tod des libyschen Diktators. HRW erklärte, die neuen libyschen Machthaber hätten bislang keine Anstalten gemacht, den Tod der Männer aufzuklären und die Milizionäre zu bestrafen. Die Kämpfer aus der Stadt Misrata hätten ihre Gegner nicht wie offiziell behauptet auf dem Schlachtfeld getötet, sondern in Sirte gefangen genommen, misshandelt und anschließend erschossen.

In dem 50-seitigen Bericht „Tod eines Diktators: Blutige Rache in Sirte“ stützt sich die Organisation unter anderem auf Videos, die Milizionäre am Tag der Gefangennahme von Gaddafi mit ihren Mobiltelefonen gemacht hatten. Darauf ist zu sehen, wie Gaddafi-Anhänger von den Milizionären nach ihrer Gefangennahme in der Stadt Sirte beschimpft werden. Die Leichen von einigen dieser Männer seien später in einem Hotel gefunden wurden, stellt HRW fest.

Gaddafi, der in Libyen von 1969 bis 2011 herrschte, war im August vergangenen Jahres aus der Hauptstadt Tripolis vertrieben worden. Zusammen mit seinem Sohn Mutassim und einigen Dutzend Anhängern floh er in seine Heimatstadt Sirte. Dort spürten ihn die Milizionäre am 20. Oktober auf. Wenige Stunden später stellten sie in Misrata Muammar al-Gaddafis Leiche zur Schau.