Griechische Presse blickt mit gemischten Gefühlen auf Besuch der Kanzlerin. Berlin kündigt an, Besuch ist kein Zeichen für weitere Zahlungen

Berlin/Athen. Die Erwartungen der griechischen Presse an den Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sind groß. Sorgen machen jedoch die erwarteten Ausschreitungen, die das Klima erneut belasten würden.

„Wird Merkel zwinkern?“ lautete die Schlagzeile der Athener Zeitung der politischen Mitte „Ta Nea“ am Montag. Der Besuch der Kanzlerin sei ein Meilenstein. Danach werde man wohl wissen, ob Griechenland neuen Schub mit mehr Zeit und Finanzunterstützung bekomme oder in der Sackgasse bleibe, meinte das Blatt. Bereits am Samstag hatte „Ta Nea“ eine Karikatur der Kanzlerin veröffentlicht, die einen Helm trägt sowie in der einen Hand eine Gasmaske gegen Tränen – und Reizgas wegen der erwarteten Demonstrationen.

Doch schon am Montag stellte Regierungssprecher Steffen Seibert klar: Der Griechenland-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag sei nicht als Zeichen für weitere Hilfszahlungen an das pleitebedrohte Land zu sehen. Die Freigabe der nächsten Hilfstranche hänge vom Bericht der internationalen Troika ab, sagte Seibert. „Die Bundeskanzlerin greift mit ihrem Besuch auch in keiner Weise dem vor, was die Troika da an Abschlussarbeit liefern wird“, sagte Seibert. Die Reise Merkels sei ein Zeichen der Unterstützung für den Konsolidierungskurs. Griechenland habe bereits sehr harte Reformmaßnahmen umgesetzt und einige Erfolge vorzuweisen.

Die Troika aus Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und EU-Kommission beurteilt derzeit die Reformanstrengungen und Schuldentragfähigkeit Griechenlands. Ihr Bericht wird spätestens im November erwartet.

„All das, was zu entscheiden ist, wird zu entscheiden sein, wenn das Fundament der Daten vorliegt, das der Troika-Bericht liefern wird“, sagte Seibert. Es gebe auch keine Pläne, Griechenland mehr Zeit zur Umsetzung seiner Reformen einzuräumen. Seibert verwies auf die in einem Memorandum festgelegten Zeitpläne. „Dieses Memorandum muss umgesetzt werden“, sagte er. Griechenland dringt auf eine längere Frist zur Umsetzung der Vorgaben und gibt vor, dies sei nicht mit Mehrkosten verbunden.

Merkel wird in Athen mit Staatspräsident Karolos Papoulias, mit Ministerpräsident Antonis Samaras und Vertretern deutscher und griechischer Unternehmen zusammenkommen. Ein Treffen mit Gewerkschaftsvertretern sei nicht geplant, sagte Seibert. Die Gewerkschaften haben für Dienstag zu Protesten gegen den Besuch der Bundeskanzlerin aufgerufen.

„Alarm für Merkel“, lautete der Tenor in der Boulevardzeitung „Ethnos“. Athen mache sich Sorgen, die Demonstrationen könnten von Randalierern genutzt werden, um die Hauptstadt ins Chaos zu stürzen.

Dagegen ruft das Parteiblatt der linken Oppositionspartei Syriza, „Avgi“, auf seiner Internetseite alle zur Demonstrationen gegen das vom Ausland diktierte Sparprogramm auf. Und „Avgi“ kündigt dabei gleich das Ende der Regierung an. „Merkel kommt, die Regierung geht.“ Merkel müsse mit einer Demonstration vor dem Parlament empfangen werden. Einige bekämen „Gänsehaut, wenn sie an Merkel denken“.

Das rechte Boulevardblatt „Dimokratia“ meint: „Athen wird mit 7000 Polizisten im Zentrum zu einer nicht einnehmbaren Burg verwandelt - Überall Absperrungen wegen Merkel.“

Die konservative „Estia“ bezeichnet den Dienstag als kritischen Tag für die Zukunft des Landes. „Allein, dass sie (Merkel) kommt, kann schlagartig das (finanzpolitische) Klima in Griechenland verändern“, meint das Blatt. Es gebe jedoch Kreise, die dies nicht wollten. Sollte es zu schweren Ausschreitungen kommen, könnten die Partner denken: „Griechenland ist nicht mehr zu retten.“

„Optimismus angesichts des Besuches“, lautete der Tenor in der Athener „Adesmeftos“. „Athen igelt sich ein – 7000 Polizisten im Einsatz“ fügt das konservative Blatt hinzu. Die Internetseite der konservativen „Kathimerini“ hatte schon Sonntag geschrieben, Merkel bringe einen „Pass für die Stabilisierung Griechenlands mit“.