Die Regierungschefs aus Spanien und Italien haben gemeinsame Ziele: mehr Solidarität der EU-Nordstaaten gegenüber dem Süden.

Madrid. Mariano Rajoy und Mario Monti lächelten demonstrativ, der Händedruck fiel lange und intensiv aus. Die Botschaft: "Wir beide sind uns einig, wir bilden eine Front, und zusammen sind wir stark." Der spanische und der italienische Premier machten gute Miene zum bösen Spiel. Kurz zuvor hatte die EZB ihre Hoffnungen auf sofortige Stützungsmaßnahmen zunichte gemacht und die Börsen ihrer Länder auf Talfahrt geschickt.

Den schlechten Nachrichten zum Trotz wirkte Rajoy, der seinen Amtskollegen aus Rom zum ersten Mal in Madrid empfing, entspannter als sonst. "Ich habe einen wertvollen Freund in Mario Monti gefunden", sagte der 57-Jährige. In den vergangenen Monaten ist es einsam um ihn geworden, ehemalige Verbündete haben sich abgewandt und Rajoy mit seinem Krisenland alleine gelassen. "Wir müssen gemeinsam aus der Krise kommen", sagte Monti. Die beiden Regierungschefs haben die gleichen Ziele: mehr Solidarität der reichen EU-Nordstaaten gegenüber dem chronisch klammen Süden. Beide Länder müssen seit Monaten Rekordzinsen zahlen, um überhaupt noch frisches Geld zu bekommen.

Mehr denn je werden sie auch in Zukunft darauf angewiesen sein, an einem Strang zu ziehen. Die Kooperation hat schon einmal Früchte getragen. Unvergessen ist jene lange Nacht Ende Juni, in der Bundeskanzlerin Angela Merkel in Brüssel von dem Duo aus dem Süden in die Knie gezwungen wurde. Es hatte sich zuvor auf eine Blockade verständigt und so Merkel Zugeständnisse abgerungen, die vorher undenkbar waren. Um ihren Wachstumspakt verabschieden zu können, musste sich Merkel seinerzeit auf sofortige Hilfen für die Südländer einlassen. Der Griff in den EU-Rettungstopf wurde erheblich erleichtert, der Weg, die Euro-Zone in absehbarer Zeit in eine Schuldengemeinschaft umzuwandeln, geebnet. Die brachiale Taktik brachte Mario und Mariano Jubel in ihren Ländern ein, Merkel musste in Deutschland harte Kritik einstecken.

Auf den Märkten handelt das südeuropäische Gespann seither koordiniert. Letzte Woche verboten beide Länder Leerverkäufe, bei denen Investoren auf sinkende Kurse setzen. "Basta", glücklicherweise gibt es dieses Wort in beiden Sprachen. Bisher also kein schlechter Erfolg für ein Paar, die zumindest zweierlei gemeinsam haben: Beide haben es einzig und allein den schweren Wirtschaftskrisen in ihren Ländern zu verdanken, dass sie überhaupt an der Macht sind, und in beiden Staaten machen sich immer stärker antieuropäische Stimmungen breit.

Die gute Zusammenarbeit hat Tradition. Beobachter vermuten, dass es bei dem Treffen gestern nicht nur um Schulden, sondern auch um Geschäfte auf dem Energiesektor ging. Und vieles spricht dafür, dass die Achse Rom-Madrid in den nächsten Monaten erst richtig belebt wird.