Die Mehrheit der Briten fordert einen sofortigen Abzug der eigenen Truppen aus Afghanistan. Premier Brown wertet den Militäreinsatz aber als Erfolg.

London. Die Mehrheit der Briten hält die Kämpfe in Afghanistan für nicht zu gewinnen und will die eigenen Truppen sofort abziehen. Dies ist das Ergebnis einer in der Tageszeitung „Independent“ veröffentlichten Umfrage. Danach denken 58 Prozent der Briten, dass der Kampf gegen die Taliban nicht gewonnen werden kann. 52 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, die Truppen sofort aus Afghanistan abzuziehen. Besonders kritisch sehen die Briten die Ausrüstung ihrer Soldaten. Diese hielten 75 Prozent der gut tausend Befragten für unzureichend.

Im Königreich hat sich die Diskussion um den Afghanistan-Einsatz in den vergangenen Wochen angesichts immer weiter steigender Opferzahlen verschärft; Premierminister Gordon Brown, ohnehin politisch angeschlagen, steht unter Erklärungszwang. Am Montag hatte er das Ende der Großoffensive „Pantherkralle“ gegen die Taliban in Südafghanistan verkündet. Der Einsatz in der Unruheprovinz Helmand, an der 300.000 Soldaten teilnahmen, habe „das Land für 100.000 Menschen sicher gemacht“, sagte Brown. Die Offensive in der südafghanischen Provinz Helmand hatte am 19. Juni begonnen und diente der Sicherung der Präsidentenwahl im August.

Zugleich musste Brown mitteilen, dass erneut zwei britische Soldaten getötet wurden. Damit wurden allein im Juli 22 britische Soldaten am Hindukusch getötet - insgesamt kamen 1991 Briten seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan im Oktober 2001 ums Leben.

Auch der Kommandeur der britischen Truppen in Helmand, Brigadegeneral Tim Radford, bezeichnete die Operation „Pantherkralle“ als Erfolg. Die vorhandenen britischen Truppen seien jedoch ohne Verstärkung nicht in der Lage, weitere bedeutende Operationen auszuführen, sagen hohe Militärs.