Verteidigungsminister Jung will aber immer noch nicht von “Krieg“ sprechen.

Berlin. Es ist die bisher größte Offensive der Bundeswehr in Afghanistan: Rund 300 deutsche Soldaten kämpfen erstmals mit "Marder"-Schützenpanzern und schweren Waffen gegen die radikalislamischen Taliban. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte, es handele sich um eine Operation der afghanischen Armee, die von der internationalen Schutztruppe Isaf unterstützt werde. Ziel sei es, die Sicherheitslage im Raum Kundus im Norden des Landes wieder zu stabilisieren. In Kundus hatte es zuletzt mehrere tödliche Anschläge auf die Bundeswehr gegeben. Die Dauer des Militäreinsatzes, der am Sonntag begann, wurde zunächst auf eine Woche angesetzt. Berichte über Opfer liegen bisher nicht vor.

Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan sagte, es gebe keine neue Befehlslage. Die Bundeswehr reagiere auf eine "qualitativ neue Lage". Die Taliban, die früher eher Sprengstoffanschläge verübten, träten inzwischen militärischer auf und scheuten auch keine offenen Gefechte mehr. Die schnelle Eingreiftruppe nutze deshalb jetzt die Möglichkeiten, die sie bereits seit Längerem habe. Es gehe darum, einen Abschreckungseffekt zu erzielen. Außerdem sei es wichtig, zu zeigen. dass die für den 20. August in Afghanistan angesetzten Wahlen auch im Raum Kundus sicher durchgeführt werden könnten.

Trotz der neuen Bodenoffensive weigert sich Minister Jung weiter, den Bundeswehreinsatz am Hindukusch als Krieg zu bezeichnen. "Wir machen einen Stabilisierungseinsatz und keinen Krieg", sagte der Minister. Er warnte davor, die Sprache der Taliban zu übernehmen, die sich selbst als Krieger darstellten. Die Taliban seien keine Krieger, sondern Terroristen, sagte Jung. Deshalb rate er dringend dazu, diese Diskussion zu beenden.

Der Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei nannte die Diskussion darüber, ob die Bundeswehr in Afghanistan Krieg führt, dagegen legitim. Die Soldaten hätten ein Anrecht darauf, dass "ihre Einsatzwirklichkeit beim Namen genannt" werde, sagte er im ZDF.