Seit Jahrzehnten versucht Irving Moskowitz in Jerusalem dazu beizutragen, Juden in arabischen Stadtteilen anzusiedeln - möglichst in besonders umstrittenen.

Jerusalem. Oft besucht Irving Moskowitz (80) das Heilige Land nicht. Sein letzter Besuch liegt nun schon wieder vier Jahre zurück. Damals lebten noch rund 8000 israelische Siedler im Gazastreifen, die Moskowitz wie einen Helden feierten. Immerhin hatte er eine nicht unansehnliche Summe lockergemacht, um ihren Kampf gegen die Räumungspläne von Ministerpräsident Ariel Scharon zu unterstützen. Der US-Millionär tanzte entspannt mit Kindern durch die Siedlungen, und seine Frau Cherna gab zu Protokoll, nicht einmal daheim in Miami Beach fühle sie sich so wohl und so sicher wie hier im Gazastreifen - was das Paar allerdings nicht davon abhielt, bald wieder nach Miami Beach zurückzukehren. Irving Moskowitz ist ein Zionist aus der Ferne. Ein Mitglied des Stadtrates von Jerusalem hat deshalb vor Jahren einmal scherzhaft gefordert, ihm die Ausreise zu verweigern, damit er mitansehen müsse, was er angerichtet habe. Denn Moskowitz zündelt an einem der explosivsten Orte des Heiligen Landes: Jerusalem.

Seit Jahrzehnten versucht er dazu beizutragen, Juden in arabischen Stadtteilen anzusiedeln. Mithilfe von Tarnfirmen und Mittelmännern kauft er Gebäude in arabischen Vierteln der Stadt und ermöglich dann Juden den Einzug. Bis heute soll er auf diese Weise mehr als 20 Millionen Dollar in Jerusalem investiert haben. Aufsehenerregend ist dabei nicht die eigentlich bescheidene Anzahl seiner Geschäfte, sondern vielmehr sein untrüglicher Instinkt für besonders umstrittene Orte. In diesen Tagen hat die Entscheidung der israelischen Regierung, aus dem von Moskowitz Mitte der Achtzigerjahre gekauften Shepherd-Hotel im Viertel Scheich Dscharrah eine jüdische Minisiedlung zu machen, zu Spannungen zwischen Jerusalem und Washington geführt.

Der Arzt ist durch den Kauf und Verkauf von privaten Krankenhäusern in Kalifornien reich geworden.1988 übernahm er die Wohltätigkeits-Bingo-Halle des heruntergekommenen kalifornischen Ortes Hawaiian Gardens. Sein Engagement zeigte Erfolg: Nach drei Jahren konnte er einen Gewinn von 33 Millionen Dollar verbuchen. Mit so viel Geld könnte man eine ganze Menge Gutes tun. Doch die für die Verteilung der Erträge zuständige Irving-I.-Moskowitz-Stiftung hat politische Prioritäten. Zwar hatte Moskowitz der Stadtverwaltung versprochen, mit den Geldern dem von Gang-Kriminalität und Arbeitslosigkeit geplagten Hawaiian Gardens auf die Beine zu helfen, doch die Steuererklärungen der Stiftung zeichnen ein anderes Bild: Da gehen jedes Jahr mindestes 1 000 000 Dollar an die den Siedlern nahestehende Religionsschule Merkas HaRaw, da werden amerikanische Freundesorganisationen von mindestens einem Dutzend Siedlungen bedacht, und nicht zuletzt die Organisation American Friends of Ateret Cohanim hat bis heute ungefähr sechs Millionen Dollar an steuerfreien Bingo-Geldern erhalten. Ateret Cohanim zählt zu den radikalsten Siedlergruppen. Zu ihren Zielen gehört auch der Wiederaufbau des Tempels dort, wo heute der muslimische Felsendom steht.

Formal mag es also richtig sein, wenn der medienscheue Moskowitz durch seinen Anwalt mitteilen lässt, er setze zum Kauf von Immobilien in Jerusalem nur seine privaten Geldmittel ein. Doch mit der Übernahme der Bingo-Halle ist es ihm gelungen, jährlich Glücksspielerträge in Millionenhöhe zur Unterstützung von Siedlungen als steuerfreie Spenden zu deklarieren.

Das ist der weltpolitisch relevante Teil der Geschäfte Irving Moskowitz. Doch nicht weniger zwielichtig scheint sein Umgang mit dem 15 000-Seelen-Städtchen Hawaiian Gardens. Jahrelang flossen Zuwendungen, bis Moskowitz endlich eine Genehmigung für die Eröffnung eines Kartenkasinos bekam. Mit dem Kartenspiel macht er jährlich geschätzte 150 Millionen Dollar Gewinn. Darauf muss er zwar im Gegensatz zu den Bingo-Gewinnen Steuern zahlen, dafür lässt sich aber auch nicht nachprüfen, welche Siedlervereinigungen er mit dem Geld unterstützt.