“Mein bester Arabisch-Dolmetscher ist mein Granatenwerfer.“ Diese Worte soll ein israelischer Bataillonsführer während der dreiwöchigen Militäroffensive im Gazastreifen zur Jahreswende gesagt haben. Dies geht aus einem Bericht der Organisation “Breaking the Silence“ (Das Schweigen brechen) hervor.

Jerusalem. Auf über 100 Seiten äußerten sich Soldaten der israelischen Armee anonym zu dem Angriff im Palästinensergebiet, der den Namen "Gegossenes Blei" trug. Sie erhoben dabei schwere Vorwürfe gegen die eigene Militärführung und beschreiben die "gebilligten Praktiken", die teils in krassem Widerspruch zu internationalen Rechtsnormen stehen.

So wurden laut dem Bericht Häuser und Moscheen unnötig zerstört und Phosphorbomben in dicht besiedelten Gebieten eingesetzt. Zudem soll während der Offensive, die am 18. Januar endete, eine Atmosphäre geherrscht haben, die die Soldaten zu wildem, ziellosen Schießen ermutigte. Soldaten hätten grundlos auf Wassertanks geschossen. In mehreren Aussagen hieß es, palästinensische Zivilisten seien als "menschliche Schutzschilde" eingesetzt worden. Außerdem hätten die Kommandeure den Soldaten vermittelt, dass sie ohne moralische Einschränkungen vorgehen könnten und dass das Wichtigste sei, dass kein israelisches Leben verloren gehe. Einer der Soldaten erzählte, sein Kommandeur habe gesagt: "Keinem meiner Soldaten soll ein Haar gekrümmt werden, und ich bin nicht bereit, es einem Soldaten zu erlauben, sich selbst durch Zögern zu gefährden. Wenn du nicht sicher bist - schieße!" Im Zweifelsfall habe man getötet. Die israelische Armee hingegen sagte, es handle sich um "Diffamierung und Verleumdung der israelischen Armee und ihrer Kommandeure". Sie teilte außerdem mit, dass sie bedaure, "dass eine weitere Menschenrechtsorganisation Israel und der Welt einen Bericht vorlegt, der auf anonyme und allgemeine Zeugenaussagen basiert, ohne ihren Hintergrund und ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen". Verteidigungsminister Ehud Barak betonte, die israelischen Streitkräfte gehörten zu den "moralischsten der Welt". Den Truppen waren jedoch schon kurz nach Ende der Offensive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen worden. Laut einem Uno-Bericht wurde in einem konkreten Fall sogar ein elfjähriger Junge als menschlicher Schutzschild missbraucht. Insgesamt kamen bei der Offensive 1400 Palästinenser ums Leben, 5000 weitere wurden verletzt.