Bei Silvio Berlusconis Heimspiel ringen die wichtigsten Staatschefs um ihr Programm, die Erdbebenregion dient als Kulisse.

Finanzmärkte regeln

Rom/Hamburg. Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich angesichts der Wirtschaftskrise für eine Finanzmarkt- Verfassung für die internationalen Märkte einsetzen. Außerdem möchte sie offen diskutieren, ob das G8- Format noch für die Problemlösungen der Welt ausreicht. Merkel will zukünftig den G20 mehr Macht geben, um etwa beim Klimawandel Indien und China mit ins Boot zu holen

Klimaschutz verbessern

Im Gegensatz zu George W. Bush zeigt der neue US-Präsident Barack Obama den Willen zur Zusammenarbeit beim globalen Klimaschutz. Unter Obama werden sich die USA vermutlich erstmals dazu verpflichten, den Ausstoß gefährlicher Treibhausgase zu verringern. In L'Aquila wollen die USA gute Vorarbeiten für ein neues Klimaabkommen leisten. Die USA wollen zudem eine gemeinsame Iran-Resolution verabschieden.

Ölmarkt offen halten

Spät, aber heftig hat auch Kanada die Krise eingeholt. Premierminister Stephen Harper wird sich für weltweite Finanzmarkt- Regularieren einsetzen. Vor dem Gipfel hat sich Harpers Regierung gegen Frankreichs Vorstoß für die Vorgabe eines fairen Ölpreises durch die G8 gewandt. Kanada hat 2010 den G8-Vorsitz und wird wissen wollen, ob ein Gipfel überhaupt noch gewünscht wird.

In der Heimat punkten

Im Spiel der Großen gilt er als blass: Großbritanniens Premier Gordon Brown muss dringend in seiner Heimat punkten, um nicht von seiner Labour- Partei gestürzt zu werden. Brown wird die Formulierung neuer Klimaschutzziele aktiv befördern – und kann dies guten Gewissens tun. Die Briten haben das Kyoto-Ziel vor allem aufgrund der Umstellung von Kohle auf Erdgas in den 90er-Jahren erreicht und um 5,2 Prozent übererfüllt.

Genua vergessen machen

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi will vor allem seine Solidarität der Stadt L’Aquila demonstrieren und die Aufmerksamkeit auf die Zerstörungen durch das Erdbeben lenken. Ihm geht es zugleich darum, den Gipfel so sicher und reibungslos wie möglich zu organisieren. Italiens letzter G8-Gipfel 2001 in Genua sorgte wegen des brutalen Vorgehens der Polizei gegen Demonstranten für Empörung.

Währungsfrage diskutieren

Russlands Präsident Dmitri Medwedew könnte das heikle Thema Leitwährung weiter befeuern. Russland und China hatten zuletzt die Diskussion über den Dollar forciert. Beide Länder hatten zudem angekündigt, den Anteil von US-Staatsanleihen an ihren Devisenreserven abbauen zu wollen. Russland hält es sogar für möglich, dass der chinesische Yuan den Dollar als globale Leitwährung binnen zehn Jahren ablöst.

Ölpreis regulieren

Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy will über eine Abstimmung des Ölpreises diskutieren, um Importländer vor Schwankungen am Ölmarkt zu schützen. Frankreich führe darüber bereits Gespräche mit seinen Partnern, heißt es aus Paris. Wie schon zuvor wird Sarkozy den demonstrativen Schulterschluss mit US-Präsident Obama suchen, sei es in der Iran-Frage oder bei Nordkorea.

Den Dollar verteidigen

Japans Regierungschef Taro Aso ist neben Obama der zweite G8-Neuling. Beim Klimaschutz könnte er als Bremser dastehen: Japan will die eigenen Reduktionsziele nicht mehr am international vereinbarten Basisjahr 1990 messen, sondern dafür das Jahr 2005 wählen. Japan als weltweit zweitgrößter Halter von US-Staatsanleihen will zudem, dass von den G8 ein Signal ausgeht, dass an der Leitwährung Dollar nicht gezweifelt wird.