Irak-Krise: US-Opposition wirft dem Präsidenten Lügen vor. Jeder zweite Amerikaner glaubt ihm nicht mehr.

Washington. Amerikas Demokraten wollen eine erste große Offensive gegen US-Präsident George W. Bush starten. Hauptziel der Opposition ist es, die Glaubwürdigkeit des Republikaners im Weißen Haus anzugreifen. Nach der sich immer mehr ausweitenden Affäre um angeblich wissentlich falsche Behauptungen Bushs über Urankäufe Saddam Husseins in Afrika sehen die Strategen der Demokraten jetzt die Chance, auf die sie seit Monaten vergeblich gewartet haben. John Kerry, einer der führenden demokratischen Präsidentschaftskandidaten, erklärte: "Der Präsident hat ganz offensichtlich das amerikanische Volk belogen, und das werden wir den Bürgern klar machen." Die Demokraten wollen mit einer groß angelegten Fernsehkampagne dem Republikaner "bewusste Irreführung der Bevölkerung im Irak-Krieg" vorwerfen. In dem Fernsehspot wird auf die falsche Behauptung Bushs bei der Rede zur Lage der Nation Bezug genommen. Im Wortlaut heißt es: "Die CIA wusste es (besser). Das Außenministerium wusste es. Das Weiße Haus wusste es. Sie haben es uns trotzdem erzählt." Die Republikanische Partei (GOP) will die Ausstrahlung des Wahlspots mit allen Mitteln verhindern und sich darauf berufen, dass sie sich auf britische Geheimdienstinformationen verlassen hätten. Oppositions-Sprecher Tony Welch gibt sich unbeeindruckt: "Ob mit oder ohne Briten, es bleibt falsch, was Bush gesagt hat." Das Nachrichtenmagazin "Newsweek" wirft der Bush-Regierung zugleich vor, die Rolle ihres Verbündeten Saudi-Arabien bei der Vorbereitung der Terroranschläge vom 11. September 2001 zu verschleiern. Auf Drängen der GOP sollen in einem Untersuchungsbericht insgesamt 28 Seiten gestrichen worden sein, auf denen die Regierung Saudi-Arabiens beschuldigt wird, Kontakte zu einigen Attentätern gehabt und sie unterstützt zu haben. Das Magazin zitiert den demokratischen Senator Bob Graham, der dem Ausschuss vorsteht, mit den Worten: "Die US-Regierung deckt eine fremde Regierung." Die wachsenden Angriffe der Demokraten und immer neue Berichte über tödliche Angriffe auf US-Soldaten im Irak zeigen inzwischen Wirkung. Nach einer CNN-Time-Umfrage vertrauen nur noch 47 Prozent der US-Bürger dem Präsidenten. 78 Prozent glauben, dass der Texaner im Falle des Uran-Skandals nicht die Wahrheit sagt. Bush selbst bemüht sich, den Erfolg des Irak-Krieges herauszustreichen - auch mit Hilfe ausländischer Freunde. Wenige Tage nach dem Besuch des britischen Premiers Tony Blair in Washington, der vor dem Kongress den Militäreinsatz leidenschaftlich verteidigte, empfing Bush jetzt auf seiner Ranch in Texas den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi demonstrativ herzlich. Berlusconi gehörte zu den stärksten Befürwortern des Krieges.