Kommandeur: “Saddams Kämpfer hindern die Menschen an der Flucht oder Zusammenarbeit mit den alliierten Truppen.“

Bagdad/Washington. Der Irak-Krieg hat nach Einschätzung des britischen Premiers Tony Blair jetzt die "zweite Phase" erreicht. Es gehe "stetig voran", hieß es am 13. Kriegstag in einer Erklärung Blairs. Die alliierten Soldaten würden zunehmend "herzlich" empfangen. Während die US-Luftwaffe ihre Bombardements auf Bagdad weiter verstärkte, rief der irakische Despot Saddam Hussein die Iraker zum Heiligen Krieg (Dschihad) auf. Die Iraker sollten die Feinde überall bekämpfen, hieß es in der im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung Saddams. "Der Dschihad ist eine Pflicht. Wer stirbt, wird vom Himmel belohnt werden." Fanatische Anhänger Saddams schießen nach Angaben britischer Militärs in der südirakischen Stadt Basra und der Umgebung gezielt auf Kinder und missbrauchen sie als menschliche Schutzschilde. Familien, die aus der Stadt zu fliehen versuchten, seien in Todesgefahr. So habe eine Mutter nach der Flucht berichtet, ihr zwölfjähriger Sohn sei wie viele andere von Todesschwadronen niedergeschossen worden. Er werde nun auf einem britischen Lazarettschiff behandelt. Die irakischen Kämpfer wollten mit ihrem brutalen Vorgehen die Menschen an der Flucht oder Zusammenarbeit mit den alliierten Truppen hindern, sagte ein britischer Panzerkommandeur, Sergeant David Baird, dem "Sunday Telegraph". Er habe gesehen, wie irreguläre irakische Kämpfer kleine Kinder als Schutzschilde einsetzten. Die Iraker hätten vier oder fünf Kinder im Alter zwischen fünf und acht Jahren gepackt und mit ihnen eine Straße in Schussweite britischer Panzer überquert. "Sie haben sie als menschliche Schutzschilde benutzt, so dass ich aufhören musste zu feuern", sagte Baird. "Es war schrecklich." Die rund 200 000 Einwohner zählende Stadt Zubair befindet sich offiziell jetzt unter britischer Kontrolle. Ein britischer Militärsprecher sprach von "brutalen Straßenkämpfen". 15 000 britische Soldaten zogen den Belagerungsring um die Millionenstadt Basra gleichzeitig immer enger. Nach US-Angaben sind die Bodentruppen bis auf 80 Kilometer auf Bagdad vorgerückt. Der Vormarsch wird weiter von heftigen Kämpfen entlang der Nachschublinien verzögert. In der irakischen Hauptstadt konzentrierten sich die Luftangriffe auf "Kommando- und Kontrollstrukturen der Regimeführung", darunter das Gebäude des Nationalen Olympischen Komitees und das Jugendministerium. Kampfflugzeuge bombardierten zudem einen Palast, der von Saddam und seinem Sohn Kusai genutzt wird. Bei den Angriffen auf Bagdad seien seit Montagabend 24 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden, sagte der irakische Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf. Insgesamt warfen die US-geführten Steitkräfte in den vergangenen drei Tagen 3000 Bomben ab. Dadurch sei die irakische Armee erheblich geschwächt worden, berichtete der US-Sender CNN. Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn suchen die USA wieder Kontakt zu EU und NATO. Morgen wird US-Außenminister Colin Powell zu Gesprächen über den Wiederaufbau des Iraks in Brüssel erwartet.