Im Irak operieren Amerikaner, Briten und Australier im Geheimen und bereiten den großen Schlag vor.

Hamburg/London. Die wuchtige Detonation hallt mitten in der Nacht durch den Vorort von Bagdad. Trümmer einer kleinen Umspannstation prallen auf den Asphalt, die Lichter im halben Stadtteil gehen schlagartig aus. Aus dem Dunklen beobachten scharfe Augen, wie lange es dauert, bis Sicherheitskräfte am Anschlagsort erscheinen und wie effizient und rasch die Reparaturen vorangetrieben werden. Szenen wie diese sollen sich derzeit an verschiedenen Orten im Irak abspielen. Der Krieg, den die meisten Menschen auf diesem Globus gern noch verhindern möchten, hat längst begonnen. Es ist zunächst ein Kampf der Schattenkrieger. Mehr als 4000 Elitesoldaten aus den USA, Großbritannien und Australien seien bereits an geheimen Operationen im Irak beteiligt, schrieb gestern der gewöhnlich gut informierte Londoner "Daily Telegraph". Unter ihnen seien zwei jeweils 120 Mann starke "Sabre-Squadrons" der legendären britischen Sondertruppe "Special Air Service" (SAS), die als Mutter aller Eliteeinheiten gilt. Sie würden von hundert weiteren britischen Soldaten unterstützt. Zwar dementierte die Regierung in Canberra umgehend, dass auch der australische SAS bereits im Irak sei, doch dies ist ein übliches Verfahren. Der geheime Krieg der Sondereinheiten soll nicht im Rampenlicht der internationalen Medien stattfinden. Unlängst bestritt das Verteidigungsministerium in Berlin Berichte, nach denen die deutsche Elitetruppe "Kommando Spezialkräfte" (KSK), deren Tätigkeit in Afghanistan bekannt ist, auch in Kuwait zusammen mit amerikanischen Kameraden trainiere. Die Wahrheit bleibt im Dunklen. Der australische SAS gilt ebenso wie seine britische Mutter als auch die in Frage kommenden US-Eliteeinheiten wie die "Navy-Seals", die "Delta Force", "Army-Rangers" und "Green Berets" der regulären Streitkräfte, die "Gray Foxes" des Pentagons oder die "Special Operations Group" (SOG) des US-Geheimdienstes CIA als exzellent ausgebildet und ausgerüstet. Die im Irak operierenden Sondertruppen sollen ihre Basen in Katar, Jordanien, Kuwait und in der Türkei haben. Während die US-Elitekräfte zum Teil auf eigene Lufttransportkapazität zurückgreifen können - wie die "Night Stalkers" mit ihren speziell ausgerüsteten Flugzeugen des Typs MC 130H "Combat Talon" oder den "Night Hawk"-Helikoptern sowie die zynisch als "Waffen-CIA" verspottete Luftflotte des Geheimdienstes -, werden die SAS-Leute von "Chinook"-Hubschraubern der Royal Air Force hin- und hertransportiert. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Zum einen untersuchen sie Ziele für Luftangriffe, die sie im Kriegsfall auch mit Lasermarkern für die Bomberpiloten "beleuchten" würden. Dazu kann es erforderlich werden, sich wochenlang im Feindgebiet aufzuhalten. Die Elitesoldaten vergewissern sich, ob die von den Satellitenbild-Auswertern der Geheimdienste ausgewählten Ziele - wie Scud-Raketenstellungen oder Panzerdepots - nicht in Wahrheit aus Pappmache bestehen. So hatten die Serben alliierte Piloten genarrt. Zudem sollen die Sondertruppen, die in kleinen Einheiten zwischen drei und maximal zwölf Mann operieren, irakische Truppenbewegungen registrieren - so in der Region um Saddam Husseins Heimatstadt Takrit, wo Amerikaner und Briten erbitterten Widerstand erwarten. Die hoch trainierten Kämpfer sind in der Regel nur leicht bewaffnet, zum Beispiel mit dem US-Karabiner M-4 oder der MP-5 des deutsch-britischen Herstellers Heckler & Koch. Mit Laptops und Satellitentelefonen halten sie Verbindung zur Basis und geben ihre Informationen weiter. Die Nachrichten werden verschlüsselt und in so genannten "microbursts", nur mikrosekundenkurzen Funkstößen, gesendet.