In fünf Tage wählt Ägypten ein neues Parlament, doch das Land versinkt in Chaos. Seit Tagen kommt es zu brutalen Auseinandersetzungen.

Kairo. Trotz der politischen Zugeständnisse der herrschenden ägyptischen Streitkräfte gehen die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Kairo und anderen Städten weiter. Der Hass der Dauerdemonstranten richtet sich nun vor allem auf die Polizei. Am Mittwoch versuchte nach Angaben von Augenzeugen erneut eine Gruppe, bis zum Innenministerium vorzudringen. „Sie wollen das Ministerium anzünden“, sagte ein Beobachter auf dem Kairoer Tahrir-Platz.

Augenzeugenberichten zufolge, habe die Zahl der Protestierenden in Kairo nach dem Massenprotest gegen den Militärrat in der Nacht deutlich abgenommen. Die Militärpolizei habe versucht, Polizisten und Demonstranten zu trennen. Dies sei ihr jedoch nicht gelungen. Aktivisten sprachen von Dutzenden Verletzten.

Inoffiziell hieß es, am Dienstag seien in Kairo zwei Polizeioffiziere ums Leben gekommen. Dies bestätigte das Innenministerium jedoch nicht.

Ägyptisches Kabinett kapituliert vor neuer Gewaltwelle

Militärrat-Chef Tantawi ist für viele der neue Mubarak

In Alexandria starben bei ähnlichen Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten zwei Männer. Das meldete die regierungsnahe Nachrichtenwebsite „Al-Ahram“. In der Provinzstadt Tanta sei ein neun Monate alter Säugling erstickt, als die Polizei vor der Polizeidirektion Tränengas gegen Demonstranten einsetzte.

Die jüngste Protestwelle hatte am vergangenen Freitag mit einer Demonstration begonnen, bei der Islamisten eine schnellere Machtübergabe an eine zivile Regierung gefordert hatten. Am Dienstag ging der Militärrat, der im Februar die Macht von Präsident Husni Mubarak übernommen hatte, auf einige Forderungen der Opposition ein. Er nahm den Rücktritt der umstrittenen Übergangsregierung an kündigte die Präsidentenwahl für Juni 2012 an. Im Juli will das Militär dann endgültig die Macht abgeben.

Viele Details im politischen Prozess sind jedoch noch unklar. Beispielsweise weiß niemand, welche Rolle der künftige Präsident spielen wird, denn nach der Parlamentswahl, die am kommenden Montag beginnen soll, wird eine neue Verfassung formuliert werden. Viel deutet darauf hin, dass der Präsident künftig deutlich weniger Befugnisse haben wird als zuvor.

Die Parlamentswahl, die in drei Phasen stattfindet und sich bis in den Januar hinziehen wird, soll am kommenden Montag beginnen. Der Militärrat hat es bislang abgelehnt, den Wahltermin wegen der Gewalt auf den Straßen zu verschieben.