Ennahda soll bei der Stimmenauszählung vorn liegen. Die Tunesier strömten zu den Wahlurnen und fiebern ihrem neuen Staat entgegen.

Tunis. Bei der ersten Wahl nach dem „arabischen Frühling“ in Tunesien hat die islamische Ennahda-Bewegung offenbar erwartungsgemäß gut abgeschnitten. Erste Ergebnisse aus mehreren Bezirken sahen sie laut Rundfunkberichten vom Montag deutlich vorne. Die in den 70er-Jahren gegründete Hizb Ennahda oder „Partei der Wiedergeburt“ war am Sonntag als Favorit in die Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung gegangen. Die Bewegung, die unter dem ersten Präsidenten des Landes, Habib Bourguiba, und unter seinem im Januar gestürzten Nachfolger Zine al-Abidine Ben Ali unterdrückt wurde, hat sich in ihrem Programm zu einer moderaten Form des politischen Islams bekannt.

Insgesamt wurde bei der ersten freien Mehrparteienwahl seit der Unabhängigkeit von Frankreich vor mehr als einem halben Jahrhundert eine hohe Beteiligung verzeichnet. Mehr als 90 Prozent der registrierten Wähler hätten ihre Stimme abgegeben, meldete die Wahlkommission. Von den 7,5 Millionen potenziellen Wählern waren bis zum Wahltag allerdings lediglich rund vier Millionen, also 60 Prozent, registriert. Über 14.000 tunesische und internationale Wahlbeobachter überwachten nach offiziellen Angaben die Abstimmung. Das vorläufige Endergebnis soll vermutlich erst an diesem Dienstag vorliegen. (dapd)