Netanjahu wolle, dass sich die Beziehungen zur Türkei verbesserten. Palästinenserpräsident Abbas will weiter einen eigenen Staat.

Jerusalem/Ramallah/washington. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat der Türkei nach einer Eskalation im monatelangen Streit die Hand zur Versöhnung ausgestreckt. „Wir respektieren die türkischen Menschen und deren Vermächtnis, und wir wollen, dass sich die Beziehungen verbessern“, sagte Netanjahu am Mittwoch laut Angaben seines Büros. Die Spannungen der vergangenen Tage seien nicht die Wahl Israels gewesen.

Die Türkei hatte am Freitag vergangener Woche den israelischen Botschafter ausgewiesen und alle Militärabkommen mit Israel auf Eis gelegt. Auslöser war ein Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen über die blutige Erstürmung eines Schiffes der Hilfsflotte für den Gazastreifen. Dabei hatten israelische Elitesoldaten am 31. Mai 2010 neun türkische Aktivisten getötet. In dem UN-Untersuchungsbericht wird die Seeblockade Israels vor dem Gazastreifen als rechtmäßig bezeichnet. Die Türkei bestreitet das. Zugleich wird dem israelischen Elitekommando ein unangemessener und übertriebener Einsatz von Gewalt vorgeworfen.

Die US-Regierung hatte in den vergangenen Tagen versucht, den Streit zu schlichten. Die Vereinigten Staaten wollen, „dass diese beiden engen US-Verbündeten wieder in eine Position kommen, in der sie gut zusammenarbeiten“, sagte die Sprecherin des Außenamtes in Washington, Victoria Nuland, am Dienstag.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat sich vom US-Sondergesandten David Hale nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen, bei den Vereinten Nationen einen eigenen Staat zu beantragen. Der „Gang zu den Vereinten Nationen stellt keinen Widerspruch zum Friedensprozess dar, sondern kann vielmehr dazu beitragen, den durch Israels Unnachgiebigkeit verursachten Stillstand zu überwinden“, teilte das Büro von Abbas nach dem Treffen am Mittwoch in Ramallah mit.

Das State Department in Washington äußerte sich besorgt. Die UN-Initiative der Palästinenser werde es nur noch schwerer machen, einen dauerhaften Frieden zu erreichen. „Der einzige Weg, dass zwei Staaten in Sicherheit und Frieden nebeneinander leben können, besteht in Verhandlungen“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Victoria Nuland. Ziel der USA sei es, Palästinenser und Israelis wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen. Ähnlich äußerte sich auch das Weiße Haus.

Hale hatte bei dem Besuch im Westjordanland nach palästinensischen Angaben versucht, Abbas noch umzustimmen. Hale wurde vom US-Präsidentenberater für den Nahen Osten, Dennis Ross, begleitet, hieß es.

Die Palästinenserführung hat angekündigt, in der zweiten Septemberhälfte bei den Vereinten Nationen in New York die Aufnahme eines Palästinenserstaates oder zumindest die Anerkennung eines Staates beantragen zu wollen. Dieser Staat soll das Westjordanland, den Gazastreifen sowie Ostjerusalem als Hauptstadt umfassen. Israel und die USA sowie einige Mitgliedsländer der Europäischen Union sind gegen einen Antrag, der nicht mit Israel abgestimmt wurde. Ein solcher Schritt erschwert aus ihrer Sicht weitere Friedensverhandlungen.