Frankfurt. Ein Kurier des Anfang Mai getöteten Al-Qaida-Chefs Osama Bin Laden unterhielt offenbar Kontakte zum pakistanischen Geheimdienst. In seinem Handy waren Daten einer Extremistengruppe gespeichert, die jahrelang unter dem Schutz des pakistanischen Geheimdienstes ISI stand. Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf ranghohe US-Regierungsvertreter.

Amerikanische Experten hätten die Daten auf dem sichergestellten Handy überprüft und darauf Kontakte zur Gruppe Harakat ul Mudschaheddin entdeckt, berichtet das Blatt. Außerdem hätten Harakat-Mitglieder Vertreter des pakistanischen Geheimdienstes angerufen, wie aus der Nachverfolgung der Anrufe hervorgehe. Auch direkte Treffen soll es gegeben haben.

Die US-Regierungsvertreter sagten, dass es bei den Gesprächen nicht zwangsläufig um Osama Bin Laden gegangen sein müsse. Aber die Telefonate könnten darauf hinweisen, dass die Gruppe Teil des Netzwerks gewesen sei, das dem Al-Qaida-Chef geholfen habe, jahrelang unbehelligt in der pakistanischen Stadt Abbottabad zu leben. Die Gruppe hat dort auch eines ihrer wichtigsten Rekrutierungszentren und unterhält ein Ausbildungslager.

Harakat ist eine jener Extremistengruppen, die in den 80er- und frühen 90er-Jahren mit der Hilfe des ISI aufgebaut wurden und ursprünglich gegen die Sowjets oder im Konflikt um Kaschmir gegen Indien kämpften. Harakat habe stets sehr enge Kontakte zum ISI gepflegt, bestätigen Analysten. Der Anführer der Gruppe lebt unbehelligt bei Islamabad.