In der Stichwahl am 6. Mai kann Hollande mit einem deutlichen Sieg von 55 zu 45 Prozent rechnen. Gabriel sieht bei Sieg des Sozialisten in Frankreich höhere Chance für Finanztransaktionssteuer.

Paris. Nicolas Sarkozy hat drei Tage vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich gegenüber seinem sozialistischen Herausforderer Francois Hollande weiter an Boden verloren. Nach einer am Donnerstag von der Zeitung «Le Figaro» veröffentlichten Umfrage liegen Staatspräsident und Anwärter für die erste Runde am Sonntag gleichauf bei 27,5 Prozent.In der Stichwahl am 6. Mai kann Hollande demnach aber mit einem deutlichen Sieg von 55 zu 45 Prozent rechnen. Damit wuchs der Vorsprung in einer Woche um zwei Punkte.

Kurz vor der Wahl: Hollande in Umfragen knapp vor Sarkozy

Hoffnung setzt Sarkozy noch auf die vielen Unentschlossenen: 23 Prozent wissen laut der OpinonWay-Umfrage noch nicht, für wen sie stimmen werden. Seiner Forderung, sich vor der Stichwahl zwei Mal mit Hollande im Fernsehen duellieren zu können, teilte der Herausforderer am Donnerstag eine Absage. «Es wird eine große Debatte geben, das ist alles», sagte Hollande dem Radiosender RMC-Info. Von den hohem Umfragewerten beflügelt, befasst sich der Sozialist schon mit der Zeit nach einem möglichen Wahlsieg. Anders als Sarkozy vor fünf Jahren werde er keine «Regierung der Öffnung» bilden, also Politiker aus anderen Lagern in sein Team holen. «Ich bin Sozialist, ich bin links, und ich würde mit der Linken regieren», sagte er in dem Radiointerview. «Mein Premierminister wird Sozialist sein.»

Oben auf der Liste der Namen, die für das Amt gehandelt werden, steht der von Parteichefin Martine Aubry. Allerdings hat Hollande ausgeschlossen, vor der Stichwahl einen Schatten-Premierminister zu benennen. Jean-Luc Mélenchon von der radikalen Linksfront – der am Sonntag mit 13 Prozent der Stimmen rechnen kann – stellte klar, dass er keiner Regierung Hollande angehören werde.

SPD-Chef Sigmar Gabriel sieht für den Fall eines Wahlsiegs von Hollande nach eigenen Angaben größere Chancen für eine EU-weite Finanztransaktionssteuer: «Wir hätten natürlich einen weiteren wichtigen Verbündeten – vor allem bei unserem Einsatz für die Besteuerung der Spekulanten und für ein Wachstumsprogramm», sagte er am Donnerstag der Nachrichtenagentur dapd. Hollandes Triumph wäre «ein Signal für ein Europa, in dem es gerechter und sozialer zugeht. Und das haben wir bitter nötig». Er sei sich mit dem Sarkozy-Herausforderer einig, «dass die sozialdemokratischen Parteien in Europa noch enger zusammenarbeiten müssen», sagte Gabriel in dem Interview. (dapd/abendblatt.de)