König Albert II. beauftragte den Wahlsieger mit der Aufgabe. Vermutlich aber wird Wever, der ein unabhängiges Flandern will, nicht Premier.

Brüssel. In Belgien soll der flämische Nationalist und Wahlsieger Bart De Wever mögliche Regierungskoalitionen ausloten. Der belgische König Albert II. beauftragte den Chef der flämischen Nationalistenpartei N-VA am Donnerstag mit dieser Aufgabe, wie der Königspalast in Brüssel mitteilte. „Herr De Wever hat diese Mission angenommen.“ Der 39-Jährige soll die Positionen der Parteien zusammentragen und dem König bei der Entscheidung helfen, wen er letztlich mit der Regierungsbildung beauftragt.

De Wevers Partei Neu-Flämische Allianz hatte die Parlamentswahlen am vergangenen Sonntag gewonnen. Seine Partei tritt für eine unabhängige Republik Flandern und damit letztlich für die Spaltung Belgiens ein. De Wever will das wohlhabende, flämischsprachige Flandern von der französischsprachigen Wallonie abtrennen.

Beobachter halten es dennoch für unwahrscheinlich, dass De Wever Premierminister werden wird. Vielmehr wird damit gerechnet, dass der Chef der französischsprachigen Sozialisten, Elio Di Rupo, diesen Posten übernimmt. Die Sozialisten wurden bei den Wahlen in der Wallonie stärkste Kraft und bilden gemeinsam mit den flämischen Sozialisten die größte Gruppe im Parlament. „Die nächste Regierung sollte eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament haben“, hatte Di Rupo am Vortag gesagt. Eine solche verfassungsändernde Mehrheit ist nötig, um die dringend notwendige Staatsreform anzugehen.

Da die Programme von N-VA und Sozialisten aber weit auseinanderliegen, wird die Regierungsbildung voraussichtlich Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmen. Wenn Belgien am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, dürfte sie noch nicht abgeschlossen sein. Bis dahin soll die alte Regierung unter Premier Yves Leterme geschäftsführend im Amt bleiben.