Irans Regime lässt einmal wieder die Opposition zusammenschießen; der Westen äußert einmal wieder Abscheu und Entsetzen und ergeht sich ein weiteres Mal in dunklen Drohungen über verschärfte Sanktionen. Viel mehr kann und darf er derzeit auch nicht tun. Harte Sanktionen kämen dem Regime von Präsident Ahmadinedschad sogar entgegen, denn sie würden das zerrissene iranische Volk eher gegen den Westen vereinen. Doch der Druck im Inland könnte so stark werden, dass Machthaber Chamenei seinen Präsidenten am Ende fallen lassen könnte - bevor die Wut der Straße sich gegen ihn selber richtet. Das theokratisch-schiitische Staatsgebäude ist im Prinzip von der Konterrevolution der Intellektuellen zwar nicht bedroht, wohl aber seine gegenwärtige intolerante Form. Zwei Drittel der Iraner sind jung, viele unterhalten Internet- und Handy-Verbindungen, über die das Virus des Pluralismus unaufhaltsam in das archaische System eindringt. Es ist die Angst davor, die das Regime wild um sich schlagen lässt.