Bis in die Nacht haben 20 Regierungschefs über neue Klimaziele verhandelt - erfolglos. Am letztenTag ruhen die Hoffnungen nun auf US-Präsident Obama.

Hamburg/Kopenhagen. Am letzten Tag der Weltklimakonferenz in Kopenhagen ist weiter keine Einigung in Sicht. Nach einem Galadiner mit der dänischen Königin Margrethe haben zwar zahlreiche Staats- und Regierungschefs auf dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen bis tief in die Nacht hinein weiter verhandelt. So versuchten Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der britische Premierminister Gordon Brown, US-Außenminister Hillary Clinton und rund zwei Dutzend ihrer Kollegen in Gesprächen, Kompromisse zu finden und noch zu einer gemeinsamen Abschlusserklärung zu kommen. In der nächtlichen Verhandlungsrunde gelang es ihnen allerdings nicht, wenigstens eine grobe Linie in die wichtigsten Streitpunkte zu bringen.

Sichtlich gestresst verließen Minister und Delegierte in den frühen Morgenstunden den Verhandlungssaal im Kongresszentrum. Der schwedische Ministerpräsident und amtierende EU-Ratspräsident Fredrik Reinfeldt sagte dem Fernsehsender SVT: „Die Lage ist sehr ernst“. Es gebe eine Gruppe beim Gipfel, die sich „nicht konstruktiv“ verhalte und verwies auf Schwellenländer wie China und Indien. Auch die USA hätten „nicht genug getan“, sagte Reinfeldt unmittelbar vor einem weiteren Sondertreffen der Kerngruppe.

Die Hoffnungen ruhen nur auf US-Präsident Barack Obama, der erst heute Morgen in Kopenhagen eingetroffen ist. Angesichts der schwierigen Verhandlungen wollen er und der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao sich zu einem Vier-Augen-Gespräch treffen. Der Streit zwischen China und den USA über die Verminderungen von Treibhaus-Gasemissionen, deren Kontrolle und die Finanzhilfen an ärmere Länder war seit Beginn der Klimakonferenz vor fast zwei Wochen einer der wichtigsten Hindernisse für eine Einigung.

US-Außenministerin Hillary Clinton hatte auf dem Gipfel von China mehr Transparenz bei der Überprüfung seiner Klimaziele gefordert. China zeigte sich wenig kompromissbereit. Die eigenen Ziele seien im Einklang mit den internationalen Klimaverträgen, sagte gestern Vize-Außenminister He Yafei, der für seinen Premierminister Wen Jiabao sprach. China werde seine Klimaziele auf überprüfbare Weise erreichen, allerdings ohne die Verpflichtung, internationale Beobachter ins Land zu lassen. Er forderte stattdessen die Industrieländer auf, ihren Treibhausgasausstoß stärker als geplant zu reduzieren.

Was die Finanzhilfen für ärmere Länder betrifft, so hatte Clinton angekündigt, dass sich die USA daran beteiligen werden. Eine Summe nannte sie nicht. Dass Obama heute genauere Angaben zu Hilfsgeldern machen werde, sei ebenfalls unwahrscheinlich, sagte ein US-Regierungsmitarbeiter. Er könne zwar nicht sagen, ob die Staats- und Regierungschefs eine Einigung erreichten, Obama werde aber auch im Falle eines Scheiterns das Thema weiter verfolgen.