Barack Obama: “Ich bin von Demut erfüllt.“ Merkel lobt Entscheidung, Walesa übt Kritik: “Zu schnell.“

Oslo/Washington. Begeisterung, ungläubiges Staunen, aber auch Zweifel und Kritik - selten zuvor hat die Vergabe eines Friedensnobelpreises weltweit solch emotionale Reaktionen hervorgerufen wie die Auszeichnung von US-Präsident Barack Obama. Obwohl sein Amtsantritt erst neun Monate zurückliege, habe Obama bereits "ein neues Klima in der internationalen Politik geschaffen", begründete das Nobelpreiskomitee in Oslo seine Entscheidung. Obamas Vision für eine Welt ohne Nuklearwaffen und das neue Verhältnis Washingtons zu den Vereinten Nationen bedeute eine große Chance für eine friedliche Zukunft.

Auch für das Weiße Haus kam die Nachricht völlig überraschend. Obamas Sprecher Robert Gibbs, der den Präsidenten am frühen Morgen über die Auszeichnung informierte, reagierte spontan mit nur einem Wort: "Wow!"

Obama selbst gab sich demonstrativ bescheiden. "Um ehrlich zu sein, ich empfinde es nicht so, dass ich es verdiene, in einer Reihe mit so vielen gestalterischen Persönlichkeiten zu stehen, die mit diesem Preis ausgezeichnet wurden", sagte er am Abend. "Ich empfinde den Preis nicht als Anerkennung meiner eigenen Leistungen." Er verstehe die Auszeichnung vielmehr als Aufruf zum Handeln. "Ich bin tief von Demut erfüllt." Das Preisgeld von knapp einer Million Euro will er spenden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einer "großartigen" Auszeichnung für Obama: "Es ist ihm in kurzer Zeit gelungen, weltweit einen neuen Ton zu setzen."

Der Chef der internationalen Atomenergiebehörde, Mohamed ElBaradei, der 2005 den Nobelpreis erhalten hatte, sagte, er könne sich keinen würdigeren Preisträger vorstellen. Obama habe die Hoffnung auf eine friedliche Welt neu geweckt.

Auch der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat sprach von einem guten Omen für Frieden im Nahen Osten. Sami Abu Suhr von der militanten Hamas sagte dagegen, Obama müsse noch viel erreichen, bevor er eine Auszeichnung verdiene.

Der frühere polnische Friedensnobelpreisträger Lech Walesa übte ebenfalls Kritik. Angesprochen auf die Auszeichnung Obamas, sagte er: "So schnell? Zu schnell!"