Die Iren haben an diesem Wochenende die Europäische Union vor der Lähmung bewahrt. Ihr Ja zum Reformvertrag von Lissabon ist jetzt endlich ein klares Bekenntnis zu der Staatengemeinschaft, der das einstige Armenhaus Europas so viel von seinem heutigen Wohlstand verdankt.

Es ist, als wollten die Iren mit ihrer nun deutlichen Zustimmung ihre trotzige Ablehnung vom vergangenen Jahr am liebsten wieder ganz ungeschehen machen. Die meisten haben sich nicht nur von den Vorzügen eines handlungsfähigeren Europas überzeugen lassen, das mit 27 Mitglieder eben nicht mehr nach den Regeln funktioniert, die für nur 15 Mitglieder festgelegt wurden. Vor allem aber haben sie erst jetzt in der Wirtschaftskrise erkannt, welche Vorzüge die Gemeinschaft der Europäer hat, wenn es darum geht, schlechte Zeiten zu bewältigen. Das ist nicht anders als in jeder Familie oder jedem Freundeskreis: Der Egoismus weicht in der Krise dem Streben nach Zusammenhalt. Dem wird sich auch der notorische EU-Verweigerer Vaclav Klaus, Präsident von Tschechien, nicht mehr lange widersetzen können. Von nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Vertrag von Lissabon auch wirklich gilt. Die EU ist an diesem Wochenende einen entscheidenden Schritt bei ihrer Modernisierung vorangekommen.