US-Truppen in Afghanistan haben nach Angaben einer schwedischen Hilfsorganisation bei einer Aktion gegen Taliban die Neutralität eines Krankenhauses verletzt. Die Soldaten seien in die Klinik in der Provinz Wardak eingedrungen, hätten Türen eingetreten und Mitarbeiter gefesselt, erklärte das Komitee für Afghanistan gestern.

Kabul. Eine Sprecherin der US-Streitkräfte bestätigte, dass das Krankenhaus durchsucht worden sei. Sie erklärte, die Vorwürfe würden untersucht.

Der Afghanistan-Direktor der Organisation, Anders Fange, sagte, die Soldaten hätten bei dem Zwischenfall am Mittwoch vergangener Woche vier Krankenhausmitarbeiter und zwei Angehörige von Patienten gefesselt und Patienten aus den Betten getrieben. Die Soldaten hätten nach Taliban-Kämpfern gesucht. Nach zwei Stunden seien sie wieder abgezogen. Fange erklärte, es handele sich um einen Verstoß gegen die Unverletzlichkeit medizinischer Einrichtungen in Kampfzonen. Dies sei nicht akzeptabel.

Bei ihrem Abzug hätten die Soldaten das Krankenhauspersonal aufgefordert, den Streitkräften mitzuteilen, wenn verwundete Aufständische eingeliefert würden. Die Streitkräfte würden dann entscheiden, ob die Verletzten behandelt werden könnten. Das Personal habe dies abgelehnt, da es das Krankenhaus zum Angriffsziel machen würde.

Das Komitee für Afghanistan erklärte auf seiner Webseite, das Vorgehen der Truppen sei nicht nur eine Verletzung humanitärer Prinzipien, sondern widerspreche auch einer Vereinbarung zwischen der Nato und Hilfsorganisationen, die in dem Gebiet tätig seien. "Wir verlangen Garantien, dass sich solche Verstöße nicht wiederholen und dass dies den Kommandeuren im Feld klargemacht wird", heißt es in einer Erklärung.

Ein Raketenangriff in Kabul kostete drei Mitglieder einer Familie das Leben. Das Geschoss habe ein Haus im Westen der Hauptstadt getroffen, als die Einwohner noch geschlafen hätten, erklärte die Polizei. Bei den Todesopfern handelt es sich um ein Ehepaar und seine kleine Tochter. Zwei weitere Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren wurden verletzt. In der Gegend gebe es weder militärischen Ziele, noch Regierungsgebäude, teilte die Polizei mit.