Der indische Subkontinent leidet unter einer verheerenden Dürre, die Ernte vertrocknet. Es handelt sich um den schwächsten Monsum seit sieben Jahren.

Hamburg/Delhi. Der Schlangendämon Vritra, Herr der Dürre, hatte einen tückischen Plan: Er hielt das Wasser in seiner Wolkenfestung zurück und die Erde verdorrte. Doch Indra, der Gott des Regens und des Himmels, nahm den Kampf mit Vritra auf - und tötete ihn schließlich. Er scheint derzeit, als sei Vritra, eines der unheilvollsten Wesen in der Veda, der heiligen indischen Schrift, wiederauferstanden: Indien stöhnt unter einer verheerenden Dürre, die Ernte vertrocknet.

Die Niederschläge liegen dieses Jahr fast ein Drittel unter den üblichen - viel zu wenig, um Reis oder Weizen gedeihen zu lassen. 161 Distrikte in Indien sind zu Dürre-Regionen erklärt worden. Es hat bereits eine ganze Reihe von Selbstmorden verzweifelter Bauern gegeben. Viele nehmen Rattengift und sterben einen sehr qualvollen Tod.

Indien ist trotz seiner High-Tech-Zentren noch immer vor allem ein Agrarstaat - und die Hälfte der Ackerflächen ist vom Regenwasser abhängig. Im "Reisgürtel" - in den Bundesstaaten Bihar, Orissa und West-Bengalen - ist in der Monsunzeit von Juni bis September aber viel zu wenig Regen gefallen, und gerade in jüngster Zeit kaum noch ein Tropfen. Es ist der schwächste Monsum seit sieben Jahren.

Es verwundert nicht, dass die Menschen sich in dieser Lage verstärkt an ihre Götter wenden, um helfenden Regen herabzuflehen. In vielen Dörfern werden nun mit großem Aufwand Frosch-Hochzeiten veranstaltet. Die Vermählung zweier solcher Wasser-Tiere soll den Regengott Indra gnädig stimmen.

Und in Mumbai, besser unter seinem alten Namen Bombay bekannt, setzten sich zehn heilige Männer vier Stunden lang bis zum Hals in wassergefüllte Öltonnen. Sie beteten und sangen Mantras, um den Regengott zu erweichen. Den 18 Millionen Einwohnern von Bombay droht eine Wasser-Kürzung um ein Drittel, wenn es nicht bald regnet. Die Kapazität der sechs Seen, die Bombay sonst versorgen, ist fast erschöpft.