Clotilde Reiss durfte das Gefängnis gegen Kaution verlassen. Sie soll sich an den Protesten nach der Wahl beteiligt haben.

Teheran/Paris. Die im Iran inhaftierte Französin Clotilde Reiss ist gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden. In einer Erklärung des Pariser Elysée-Palastes hieß es, Reiss werde sich vorläufig in der französischen Botschaft in Teheran aufhalten. Frankreich habe die Behörden im Iran aufgefordert, alle Vorwürfe gegen die junge Frau fallen zu lassen.

Die iranische Justiz wirft Reiss unter anderem vor, Berichte über die Demonstrationen nach der Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad verfasst und Fotos davon per E-Mail verschickt zu haben. Sie hatte an der Universität Isfahan fünf Monate Französisch unterrichtet und wurde bei der Ausreise am 1. Juli am Flughafen Teheran festgenommen. Der französische Außenminister Bernard Kouchner sagte im Fernsehsender iTele, für die Haftentlassung der 24-Jährigen sei eine Kaution bezahlt worden. Die Summe sei jedoch „nicht enorm“. In der Botschaft werde Reiss ihre Verteidigung vorbereiten, um ihre Unschuld zu beweisen. Kouchner bekräftigte, dass die Vorwürfe gegen sie sowie gegen eine Mitarbeiterin der Botschaft in Teheran, Nasak Afschar, unbegründet seien.

Afschar besitzt die französische und die iranische Staatsbürgerschaft. Sie wurde bereits aus der Haft entlassen und befindet sich nun ebenfalls in der Botschaft. Auch sie steht weiter unter Anklage. Reiss und Afschar müssen sich zusammen mit mehr als 100 weiteren Personen vor Gericht verantworten. Präsident Nicolas Sarkozy sprach mit Reiss unmittelbar nach deren Entlassung aus dem Ewin-Gefängnis. Sie sei bei guter Gesundheit und guten Mutes, erklärte Sarkozys Büro. Er dankte der Europäischen Union und anderen Ländern, darunter besonders Syrien, für deren Beitrag zur Freilassung Reiss'.