Der meistgesuchte Terrorist Südostasiens soll Medienberichten zufolge bei einem Polizeieinsatz in Indonesien getötet worden sein.

Jakarta. Der seit Jahren flüchtige Terroristenführer Noordin Mohammed Top wird mit Anschlägen in Verbindung gebracht, denen insgesamt etwa 250 Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Fahndung nach dem Extremisten war nach dem jüngsten Doppelanschlag auf Luxus-Hotels in Jakarta Mitte Juli nochmals intensiviert worden. Medien berichteten nun am gestrigen Sonnabend, er sei bei einem Polizeieinsatz getötet worden. Die indonesische Regierung und Ermittler meldeten am Sonntag jedoch Zweifel an.

Noordins Tod wäre ein herber Rückschlag für die Islamisten im bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Erde. Noordin versteckte sich nach Informationen der Ermittler, die ihn mehrere Male beinahe gefasst hätten, seit Jahren in Indonesien, einem Archipel aus 17.000 Inseln und mit einer Bevölkerung von etwa 235 Millionen Menschen. Für seine Ergreifung war eine Belohnung von 100.000 Dollar (70.000Euro) ausgesetzt.

Der 40-jährige Fundamentalist hat seine radikalen Ansichten bereits in den frühen 1990er Jahren in einem malaysischen Internat herausgebildet. Die Schule wurde vom indonesischen Geistlichen Abdullah Sungkar geleitet, der das regionale Terrornetzwerk Jemaah Islamiyah gründete. Noordin trat der Gruppe nach einer kurzen Ausbildung im Süden der Philippinen 1998 bei.

Vier Jahre später, als Malaysia nach den Anschlägen vom 11. September 2001 den Fahndungsdruck auf die Islamisten erhöhte, flüchtete Noordin in die indonesische Provinz Riau. Noch im gleichen Jahr wurde er wegen des Anschlags auf Bali im Jahr 2002 auf internationale Fahndungslisten gesetzt. Das US-Außenministerium führte ihn fortan als Terror-Financier. Auch bei einem dreifachen Selbstmordanschlag auf Bali im Jahr 2005 soll er der Drahtzieher gewesen sein. Den Anschlägen fielen zusammen 222 Menschen zum Opfer, vor allem Touristen aus dem Ausland.

Nach einem Zwist über zivile Opfer bei Anschlägen spaltete sich Noordin von Jemaah Islamiyah ab und gründete die radikalere Gruppierung Tanzim Qaidat al Jihad, die einen islamischen Staat in Indonesien, Malaysia, Brunei und den Philippinen anstrebt. Die Gruppe bekannte sich im Internet zu dem Doppelanschlag von Jakarta am 17. Juli. Die Staatsanwaltschaft wirft Noordin unter anderem Verbindungen zu Al Kaida sowie eine Verwicklung in zahlreiche Terrorakte vor, darunter die Anschläge auf Bali, einen Anschlag auf ein Marriot-Hotel 2003, auf die australische Botschaft 2004 und schließlich auf das Marriott- und das Ritz-Carlton-Hotel im Juli. Bei allen Anschlägen soll Noordin im Hintergrund die Fäden gezogen haben.

„Falls Noordin Top gefangen oder getötet wurde, dann wären das extrem gute Nachrichten für Indonesien und ein großer Schritt nach vorne für Indonesiens Kampf gegen den Terrorismus“, sagte Jim Della-Giacoma, Südostasien-Direktor der Konfliktforschungsorganisation International Crisis Group. „Ob das Risiko künftiger Attentate abnimmt, hängt davon ab, wer noch mit Noordin festgenommen oder getötet wurde“, sagte Della-Giacoma.