Neun Menschen kamen bei Anschlägen im Marriott und im Ritz-Carlton ums Leben. Dutzende wurden verletzt. Attentäter tarnten sich als Gäste.

Jakarta. Die Fassade des Ritz-Carlton ist weggerissen. Verbogene Metallträger liegen auf dem Boden, riesige Löcher klaffen in der Außenmauer und geben den Blick ins Innere des Hotelcafés frei. Aus dem benachbarten Marriott-Hotel im Herzen der Millionenmetropole Jakarta steigen schwarze Rauchwolken. Weiße Gardinen wehen im Wind, ein stummes Zeichen einer verheerenden Explosion. "In der Lobby sah es aus wie im Krieg", sagt Augenzeuge Ikrar Nusa Bakti. "Überall Rauch. Die Leute rannten in Panik aus dem Gebäude."

Neun Menschen starben, als am Freitag in den Luxushotels mehrere Bomben detonierten. Die erste Explosion ereignete sich im Marriott, wo es sieben Tote gab. Zwei Minuten später folgte das Ritz-Carlton. Dort kamen zwei Menschen ums Leben, rund 40 wurden teils schwer verletzt. Unter den Toten und Verletzten sind mindestens 18 Ausländer, darunter drei Niederländer, aber offenbar keine Deutschen.

Die Polizei: "Es waren Selbstmordattentäter, die sich in die Luft gesprengt haben. Ihre beiden Leichen wurden am Abend gefunden." Die Männer stammten vermutlich aus den Reihen der radikal-islamistischen Terrorgruppe Jemaah Islamiyah (JI), die seit Jahren eine blutige Spur in dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Erde hinterlässt. "Das ist die einzige Gruppe, die die Fähigkeit zu solchen Anschlägen hat", sagt der Terrorismusexperte Rohan Gunaratna. "Sie verüben oft zwei Anschläge gleichzeitig und nehmen Ziele mit Ausländern ins Visier." Die Anschläge könnten ein Racheakt für die Hinrichtung der Bali-Bomber gewesen sein.

Offenbar checkte sich zumindest einer der Attentäter als normaler Hotelgast getarnt ins Marriott ein. Im 18. Stock fand die Polizei Sprengsätze, die nicht detonierten. "Es waren mehrere Täter. Sie gaben sich als Gäste aus und wohnten im Zimmer 1808", berichtete Polizeichef Generalmajor Wahyono.

"Die Menschen sind entsetzt - warum musste so etwas wieder passieren?", fragt Sonja Drexl-Trautmann (35), die seit gut zwei Jahren in Jakarta die Rechtsabteilung der indonesisch-deutschen Industrie- und Handelskammer leitet. Sie wohnt direkt neben dem Marriott.

Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, der erst zehn Tage vor den Anschlägen wiedergewählt worden war, versprach in einer Fernsehansprache, die Verantwortlichen zur Strecke zu bringen. Die Regierung ist in den vergangenen Jahren mit aller Härte gegen Terrorverdächtige vorgegangen, nachdem im Oktober 2002 mehr als 200 Menschen bei der Bombardierung von zwei Nachtklubs auf Bali ums Leben gekommen waren und 2003 bei einem Bombenanschlag im Marriott zwölf Menschen starben.

"Seit den Bali-Bomben hat Indonesien mehr Terroristen vor Gericht gestellt als jedes andere Land", berichtet der australische Asien-Forscher Greg Fealy. Rund 400 JI-Mitglieder wurden festgenommen, drei Drahtzieher der Bali-Bomben im November 2008 hingerichtet. "Aber so lange Noordin Mohamed Top auf freiem Fuß ist, muss mit Anschlägen gerechnet werden", sagt Leonard Sebastien, Indonesien-Experte der Nanyang-Universität in Singapur. Noordin Top gilt als der meistgesuchte Mann Indonesiens - und als einer der gefürchtetsten Terroristen in Südostasien.

Indonesien erlebte nach den Bali-Bomben einen verheerenden Einbruch beim Tourismus. Mit rigorosen Sicherheitsvorkehrungen an Hotels und Einkaufszentren gewann das Land das Vertrauen der Besucher zurück. Nun droht dem Urlaubsland ein neuer Einbruch.