Sturm auf hoher See zwischen Libyen und Italien: Beim Untergang von mindestens einem Flüchtlingsschiff im Mittelmeer sind vermutlich mehr als 300 Menschen gestorben. EU erwartet wegen Wirtschaftskrise noch deutlich mehr Flüchtlinge.

Genf. Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Zwischen Libyen und Italien wird nach 250 bis 500 Flüchtlingen gesucht, die sich am vergangenen Wochenende mit überladenen Fischerbooten auf den Weg von Afrika nach Europa gemacht hatten.

Die libysche Internet-Zeitung "OEA" meldete, von den drei Booten sei eines in der Nähe der Öl-Plattform al-Buri im Golf von Gabes in Seenot geraten. Am Montagabend sei es mit 350 "völlig erschöpften" Flüchtlingen an Bord zum Hafen der libyschen Hauptstadt Tripolis geschleppt worden. 17 der Bootsflüchtlinge seien in ein Krankenhaus gebracht worden.

Am Sonntagabend habe die libysche Küstenwache einen Notruf aus der Gegend von Sidi Bilal erhalten, wo nach Medienberichten ein zweites Flüchtlingsboot gekentert war. 21 Menschen konnten gerettet werden. Außerdem barg die Küstenwache 23 Leichen.

Als dieses Boot ausgelaufen war, hatten sich nach Angaben der Überlebenden 257 Flüchtlinge aus Afrika an Bord befunden. Unter den geretteten Bootsflüchtlingen sind sechs Ägypter. Die Kairoer Tageszeitung "Al-Masry al-Yom" berichtete, zehn der Ertrunkenen stammten aus Ägypten.

Der italienische Innenminister Roberto Maroni hatte am Montag gesagt, der Versuch der illegalen Einreise aus Libyen werde ab dem 15. Mai unterbunden, weil dann italienisch-libysche Patrouillen ihre Arbeit aufnehmen würden. Die beiden Länder hatten im vergangenen August ein "Freundschaftsabkommen" unterzeichnet, in dem Tripolis zusichert, seinen Kampf gegen die illegale Einwanderung nach Italien zu verstärken.

Die Europäische Kommission erwartet mehr Armutsflüchtlinge aus Afrika als Folge der Wirtschaftskrise. Die EU erlebe schon seit zwei Jahren eine zunehmende Einwanderung über das Mittelmeer, sagte Kommissionssprecher Michele Cercone. "Die wirtschaftliche Krise dürfte dies weiter verstärken", fügte der Sprecher von EU-Justizkommissar Jacques Barrot hinzu.