Wenn Südafrika morgen ein neues Parlament wählt, steht der Sieger schon fest - und trotzdem ist der Urnengang hochspannend.

Johannesburg. Wenn Südafrika morgen ein neues Parlament wählt, steht der Sieger schon fest - und trotzdem ist der Urnengang hochspannend. Als haushoher Favorit gilt der Afrikanische Nationalkongress (ANC), dessen Parteichef Jacob Zuma damit neuer Präsident werden dürfte. Umfragen sehen den ANC bei 64 Prozent. Eine kämpferisch auftretende Opposition will verhindern, dass der ANC eine Zwei-Drittel-Mehrheit gewinnt. Seit den ersten Wahlen nach Ende der Apartheid 1994 konnte der ANC immer deutlich mehr als 60 Prozent der Stimmen erobern.

Mehr als 23 Millionen Südafrikaner sind aufgerufen, ihr Stimme abzugeben. Im Fokus der Wahl steht der umstrittene, aber äußerst populäre Zuma. In den vergangenen eineinhalb Jahren konnte sich der 67-Jährige gegen seinen größten innerparteilichen Konkurrenten, den früheren Präsidenten Thabo Mbeki, durchsetzen. Im Dezember 2007 musste Mbeki Zuma den Parteivorsitz überlassen, im September vergangenen Jahres dann gab er auf Druck der eigenen Partei das Präsidentenamt auf - Parteivize Kgalema Motlanthe übernahm vorübergehend das Amt. Die Anhänger Zumas hatten Mbeki vorgeworfen, die Justiz zu instrumentalisieren, um Zuma aus dem Weg zu räumen.

Ins Visier der Justiz geriet Zuma immer wieder. Erst vor zwei Wochen stellte die Staatsanwaltschaft nach achtjährigen Ermittlungen ein Korruptionsverfahren gegen Zuma ein - nicht wegen Mangels an Beweisen, sondern wegen angeblicher Manipulationsversuche im Verfahren durch Ermittler. Zuma wurde verdächtigt, Bestechungsgelder von einem südafrikanischen Tochterunternehmen des französischen Waffenherstellers Thales angenommen zu haben, als er von 1999 bis 2005 Vizepräsident war. Zuma hatte sich stets als Opfer eines politischen Komplotts dargestellt.

Der Konflikt zwischen Mbeki und Zuma hat auch den ANC, die Partei des ehemaligen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela, tief gespalten: Nach dem Rücktritt Mbekis gründeten abtrünnige Mitglieder des ANC den Volkskongress (COPE). Die Partei könnte sieben bis zehn Prozent erreichen. Der Demokratischen Allianz, die sich aus der parlamentarischen Opposition während der Apartheid entwickelte, werden etwa zwölf Prozent zugetraut.

Sollte der ANC weniger als 60 Prozent der Stimmen erhalten, würde dies als "Referendum gegen Zuma" wahrgenommen. Es würde aber immer noch reichen, um ihn bei der Wahl des Präsidenten durch die neuen Abgeordneten zum Staatschef zu machen.