Seit dem Gaza-Krieg Anfang des Jahres hat die Hamas politische Gegner und vermeintliche Kollaborateure rechtswidrig festgenommen, gefoltert und ermordet.

Gaza-Stadt. Nach der jüngsten Welle der Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen Israels im Gazastreifen richtet Human Rights Watch (HRW) den Blick auf die Hamas. Die palästinensische Organisation müsse Angriffe auf politische Gegner und angebliche Kollaborateure im Gazastreifen beenden, fordern die Menschenrechtler. Seit der jüngsten israelischen Militäroffensive Israels gingen demnach mindestens 32 palästinensische Todesopfer sowie einige Dutzend Verletzte auf das Konto der Hamas. Die Behörden in Gaza-Stadt müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Der 26-seitige Bericht dokumentiert willkürliche Festnahmen und Verhaftungen sowie Folter, Verletzungen durch Schüsse und außergerichtliche Hinrichtungen durch mutmaßliche Mitglieder der Hamas-Sicherheitskräfte. Er stütze sich auf Interviews mit Opfern und Augenzeugen in Gaza sowie auf Berichte palästinensischer Menschenrechtsgruppen. Nach Darstellung der Menschenrechtsorganisation begannen die Angriffe der Hamas auf palästinensische Gegner mit der israelischen Militäroperation vom 27. Dezember.

Bei einer Massenhinrichtung in Gaza-Stadt seien 18 Männer getötet worden, die meisten wegen Verdachts auf Kollaboration mit Israel. In den folgenden drei Monaten seien 14 weitere Menschen getötet worden, mindestens vier davon in Haft. Auch nach Beendigung der Kämpfe sei es weiter zu "rechtswidrigen Festnahmen, Folter und Mord in Gewahrsam" gekommen. Das strafe "die Behauptung der Hamas, das Gesetz zu achten, Lügen", so HRW.

Innerpalästinensische Gewalt sei im Gazastreifen und im Westjordanland kein neues Phänomen, betonen die Menschenrechtler. Schon während der vergangenen drei Jahre hätten die Hamas und ihr Hauptgegner Fatah Anhänger der jeweils anderen Organisation willkürlich festgenommen, gefoltert und misshandelt. Westlichen Regierungen, die die Fatah-Behörden im Westjordanland unterstützten und finanzierten, wirft HRW Schweigen angesichts deren willkürlicher Festnahmen und Folter an Hamas-Mitgliedern vor.