Vor Auslaufen der Waffenruhe hat Israel den militanten Palästinensergruppen offen mit einer Wiederbesetzung des Gazastreifens gedroht.

Gaza/Ramallah. Ein ranghoher israelischer Militär sagte am Dienstag in Jerusalem, es lägen verschiedene Pläne vor, von kleinen Einsätzen bis hin zur vollständigen Wiederbesetzung des Palästinensergebiets. Sollte aber Ruhe herrschen, werde Israel sich auch ruhig verhalten, erklärte er. Israel hatte im Sommer 2005 alle seine Siedlungen im Gazastreifen geräumt, kontrolliert das Gebiet jedoch weiter von außen.

"Wir haben keine Angst vor einer Militäraktion in Gaza, aber wir haben es auch nicht eilig damit", sagte der israelische Verteidigungsminister Barak am Dienstag. Er reagierte damit auf Äußerungen von Außenministerin Zipi Livni (Kadima), die ihm vorgeworfen hatte, er beantworte die Angriffe aus dem Gazastreifen nicht hart und entschieden genug.

Wegen neuer Raketenangriffe militanter Palästinenser schloss Israel erneut seine Grenzübergänge zum Gazastreifen. Wie israelische Medien berichteten, hob Barak die Genehmigung für internationale Hilfsorganisationen wieder auf, im Verlauf des Tages Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen. Am Morgen waren vier aus dem Gazastreifen abgefeuerte Kassam-Raketen in Israel eingeschlagen.

Eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen läuft an diesem Donnerstag aus. Mahmud Sahar, ein Führungsmitglied der radikalislamischen Hamas-Organisation, sagte, es hänge von Israel ab, ob die im Juni vereinbarte Waffenruhe über den 19. Dezember hinaus verlängert wird. Andere militante Fraktionen haben jedoch betont, sie wollten keine Verlängerung der Waffenruhe. Hamas hatte im Juni 2007 gewaltsam die Kontrolle im Gazastreifen übernommen.

Israelische Soldaten töteten am Dienstag bei Dschenin im nördlichen Westjordanland ein ranghohes Mitglied der radikalen Gruppe Islamischer Dschihad. Nach palästinensischen Krankenhausangaben wurde der 20-jährige Dschihad Nawahda von Mitgliedern einer verdeckt operierende israelischen Einheit erschossen, als er in dem Dorf Jamun aus einem Internet-Cafe kam. Eine israelische Armeesprecherin sagte hingegen, die Soldaten hätten zunächst versucht, ihn festzunehmen. Der Mann, Mitglied des militärischen Dschihad-Flügels Saraja al-Kuds, habe einen Anschlag in Israel geplant.