Heute wird Barack Obama zum US-Präsidenten gewählt. Heute? Richtig. Denn die eigentliche Wahl hat nicht das amerikanische Volk, sondern die Wahlmänner, das „electoral college“.

Und das aus gutem, historischen Grund: In den Anfangsjahrzehnten der amerikanischen Demokratie gab es das alles nicht: Telefon, Flugzeug, Internet. Deshalb wurden die Ergebnisse aus den einzelnen Bundesstaaten nicht herbeitelefoniert oder rübergemailt, um am Wahlabend zu wissen, welcher Kandidat den Staat gewonnen hat.

Die Wahlmänner kommen entweder in der Hauptstadt des Bundesstaates oder in Washington D.C. zusammen, um die Stimmen so abzugeben, wie die Bürger gestimmt hatten. Das passiert heute Abend. Bei diesem vorletzten Schritt ins Weiße Haus Amtseinführung ist am 20. Januar werden für Barack Obama also die Stimmen abgegeben, die die Staaten haben, die er am 4. November für gewonnen hat.

Die 538 Wahlfrauen und männer geben ihr Votum genau so ab, wie ihnen das die Wähler auferlegt haben. Diese Pflicht wurde in der Geschichte der USA von einzelnen Wahlmännern bisweilen unterlaufen, hat aber am Ergebnis nie etwas geändert. Reine Formsache also, wenn 365 Wahlmänner für Obama abstimmen und 173 für John McCain. Oder gibt es wieder Abweichler?

Noch einmal formell wird es, wenn das Ergebnis am 6. Januar im Kongress bekanntgegeben wird. Doch schon längst laufen die Vorbereitungen für Obamas Amtseid auf den Stufen des Kapitols. Hunderttausende wollen dem Spektakel beiwohnen, in Washington werden Hotelzimmer zu Spitzenpreisen vermietet.