In der griechischen Protestbewegung vollzieht sich fast eine Woche nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen 15-Jährigen ein Wandel: Mit...Sehen Sie hier Eindrücke aus Athen.

Athen. In der griechischen Protestbewegung vollzieht sich fast eine Woche nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen 15-Jährigen ein Wandel: Mit täglichen Demonstrationen wollen Studenten und andere Gruppen eine Politikänderung bei Ausgabenkürzungen, den Rücktritt des Innenministers und die Freilassung aller bei den Krawallen seit dem vergangenen Sonnabend festgenommenen Personen erreichen. Am Freitag zogen rund 3000 Demonstranten mit diesen Forderungen durch Athen, die Kundgebung blieb zunächst weitgehend friedlich.

Das lag aber auch an einer Taktikänderung der Polizei: Die Beamten griffen vermummte und Steine werfende Jugendliche gezielt aus der Menge heraus. In den Tagen zuvor hatten sie erst mit massiven Tränengaseinsätzen reagiert, wenn sie selbst angegriffen wurden - der Zerstörung von Autos und Schaufenstern aber tatenlos zugeschaut.

Am zentralen Athener Syntagma-Platz kam es dann aber doch wieder zu Zusammenstößen. Jugendliche bewarfen Bereitschaftspolizisten mit Pflastersteinen, diese antworteten mit Tränengas. Das Zentrum wurde weiträumig abgesperrt. Andere Demonstranten besetzten vorübergehend einen privaten Athener Radiosender und sendeten Parolen gegen die Staatsgewalt. In Frankfurt am Main errichteten 60 Anhänger der linken Szene vor dem griechischen Konsulat Barrikaden aus Mülltonnen und warfen Steine und Flaschen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt, ein Demonstrant wurde vorübergehend festgenommen.

Der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis rief seine Landsleute dazu auf, blinde Gewalt zu verurteilen und Randalierer zu isolieren. "Das ist unsere nationale Pflicht", sagte er am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. "Blinde Gewalt wird nicht geduldet."

Unterdessen zeichnete sich ab, dass das mit Spannung erwartete Ergebnis der ballistischen Untersuchung zu dem Todesschuss erst nächste Woche vorliegen könnte. Das griechische Fernsehen berichtete, weitere Untersuchungen seien notwendig.

Das Ergebnis soll klären, ob der beteiligte 37 Jahre alte Polizist am vergangenen Sonnabend direkt auf den 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos geschossen hat oder ob der Junge durch einen Querschläger starb. Sein Tod hatte die Unruhen und Ausschreitungen in Athen und anderen griechischen Städten ausgelöst. Der mutmaßliche Täter sowie ein Kollege, dem Beihilfe zum Totschlag vorgeworfen wird, wurden in ein nicht genanntes Gefängnis in der Provinz gebracht. Damit sollen Proteste vor dem Hochsicherheits-Gefängnis von Korydallos bei Piräus, wo die beiden bislang in Untersuchungshaft saßen, verhindert werden.