Bundesverteidigungsminister Jung will eine deutsche Fregatte an die Küste Ostafrikas entsenden.

Deauville/Moskau. Deutsche Soldaten sollen schon bald Piraten vor der Küste Somalias bekämpfen. Eine Fregatte der Deutschen Marine muss nach Ansicht von Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in Kürze an einem neuen Militäreinsatz der EU gegen die Piraterie vor der Küste des ostafrikanischen Landes teilnehmen. Dort ist Ali Sugule und seine Gefährten ein besonderer Coup gelungen: Sie sind die wohl weltweit ersten Piraten, die über eine eigene Panzerstreitmacht verfügen: Das ukrainische Frachtschiff "MS Faina", das sie vor knapp einer Woche vor der somalischen Küste in ihre Gewalt brachten, hat 33 Kampfpanzer an Bord.

Dabei war die "MS Faina" für die Piraten eigentlich ein eher zufälliges Opfer, wie Sugule der "New York Times" in einem Telefoninterview verriet: "Da war ein großes Schiff. Also haben wir es geentert." Auf Panzer in den Hafenschlupfwinkeln der Piraten müsse man sich nun aber nicht einstellen. "Wir werden die Panzer nicht an uns bringen", versicherte der Piratenführer. "Wir wollen nur Geld."

Der Uno-Sonderbotschafter für Somalia, Ahmedou Ould-Abdallah, sieht dagegen mit dem Überfall auf das ukrainische Schiff eine weitere Grenze überschritten in einer Region, die ohnehin durch Gesetzlosigkeit und Gewalt geprägt ist. Piraterie sei ein Multimillionendollar-Geschäft geworden.

Ähnlich äußerte sich Jung. "Ich halte es für notwendig, dass wir gegen Piraten wirkungsvoll vorgehen", sagte er am Rande eines Treffens der EU-Verteidigungsminister in Deauville (Frankreich). Geplant ist die Entsendung von drei Fregatten, einem Versorgungsschiff und drei See-Aufklärungsflugzeugen durch die EU-Staaten. Sie sollen Konvois von Handelsschiffen gegen die zunehmenden Piratenangriffe im Indischen Ozean am Horn von Afrika beschützen. "Ich unterstütze eine solche Aktion", sagte Jung. Es gehe darum, "die Piraterie zurückzudrängen, Seesicherheit herzustellen um wieder einen freien Seehandel zu gewährleisten". Die Küste vor Somalia gilt wegen der zahlreichen Piratenüberfälle als eines der gefährlichsten Gewässer der Welt.

Zur Bekämpfung von Piraten dürfen russische Kriegsschiffe künftig Patrouillen an der Küste Somalias vornehmen. Das teilte der somalische Botschafter in Russland, Mohamed Handule, am Mittwoch in Moskau mit. Frankreich, das den EU-Ratsvorsitz innehat, dringt darauf, möglichst schon Anfang Dezember die EU-Militäraktion gegen die somalischen Piraten einsatzbereit zu haben.

Deutschland hat derzeit zwei Flugzeuge vom Typ "P-3 C Orion" in Dschibuti stationiert, die zur US-geführten Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" (OEF) gehören. Im November wird ebenfalls für diese Operation die Fregatte "Schleswig-Holstein" (Wilhelmshaven) in den Indischen Ozean in Marsch gesetzt. Der Einsatz der Deutschen Marine gegen die Piraterie muss zuvor vom Bundestag genehmigt werden.