Er galt als “Terrorchef von Hamburg“, als Statthalter des Al-Qaida-Anführers Osama Bin Laden und als Koordinator jener Männer, die am 11. September 2001 die furchtbaren Anschläge in Amerika verübten.

Seit gestern sitzt Ramzi Binalshibh in Guantanamo auf der Anklagebank des amerikanischen Militärtribunals.

Binalshibh (42) stammt aus dem Jemen, wo er Wirtschaftswissenschaften studierte. 1995 reiste er illegal nach Hamburg ein, vermutlich auf einem Containerschiff. Er wurde als Asylbewerber unter falschem Namen registriert. 1997 schrieb er sich offiziell am Studienkolleg der Universität ein. Angeblich, um Deutsch zu lernen. Sein wahrer Auftrag, so ermittelten Bundeskriminalamt (BKA) und das amerikanische FBI: Er sollte in Hamburg junge Araber für den "Heiligen Krieg" rekrutieren. Bald wurde er in die Al-Kuds-Moschee am Steindamm eingeführt, wo regelmäßig Hasstiraden gegen den Westen gepredigt wurden. Dort traf er unter anderem auf Mohammed Atta und Marwan Al Shehhi (damals 20). 1998 zogen die drei Männer zusammen, zunächst in der Harburger Chaussee 115 (Kleiner Grasbrook), wenig später an der Harburger Marienstraße 54.

Binalshibh war laut Ermittlungen bei allen Planungsphasen für den 11. September 2001 dabei. Eigentlich war auch er als Todespilot vorgesehen, doch dieser Plan scheiterte, weil er trotz viermaliger Versuche kein Visum für die USA bekam.

Am 5. September verließ Binalshibh Deutschland. Von Düsseldorf über Madrid und Pakistan reiste er nach Afghanistan. Er will dort, wie er später berichtete, persönlich Bin Laden informiert und mit ihm die Anschläge im Fernsehen live verfolgt haben. Danach flüchtete er mit anderen Al-Qaida-Kämpfern nach Pakistan. In Karatschi gab er im Juni 2002 dem Sender al-Dschasira ein Interview. Darin prahlte er mit seinen Taten. Was er nicht wissen konnte: Seit Längerem hatten amerikanische Agenten in der Nähe mutmaßlicher Aufenthaltsorte von Al-Qaida-Terroristen sogenannte IMSI-Catcher (International Mobile Subscriber Identity-Catcher) installiert. Diese Geräte senden dieselben Signale wie die Basisstation eines Mobilfunknetzes. Durch diese Täuschung meldet jedes Handy in der Umgebung automatisch seine Netzdaten an das Gerät. Dadurch lässt sich das Mobiltelefon orten. So auch das eines Al-Dschasira-Korrespondenten, als dieser Binalshibh und dessen Komplizen Chalid Scheich Mohammed an einem vermeintlich geheimen Ort interviewte. Wenig später wurde Binalshibh gefasst.