BundeskanzlerinAngela Merkel forderte, dass Treffen zwischen Nato und Russland “selbstverständlich“ werden.

Bukarest. Trotz aller Differenzen über Nato-Erweiterungspläne hat der scheidende russische Präsident Wladimir Putin bei seinem Treffen mit der Allianz versöhnliche Töne angeschlagen. Putin sagte am Freitag in Bukarest, zwischen Russland, den USA und Europa gebe es "keine ideologischen Differenzen". "Lasst uns Freunde sein, Leute!", wandte sich Putin an die Staats- und Regierungschefs der 26 Nato-Staaten. Er forderte sie aber auch auf, die Bedenken und Sorgen Russlands ernst zu nehmen, insbesondere hinsichtlich der Nato-Pläne, langfristig die ehemaligen Sowjetrepubliken Ukraine und Georgien aufzunehmen.

Angesichts der politischen Veränderungen in Moskau und Washington, wo Anfang 2009 ein neuer Präsident ins Weiße Haus einziehen wird, schloss Putin eine Rückkehr zum Kalten Krieg aber kategorisch aus. "Nein, das ist nicht möglich, das ist in niemandes Interesse", sagte er. "Keiner der globalen Spieler - die USA, Europa, Russland - hat ein Interesse daran, zu vergangenen Zeiten zurückzukehren." Putin appellierte an die Nato, die Zusammenarbeit mit Russland zu suchen. In wichtigen Fragen wie dem Kampf gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen laufe nichts ohne Russland. "Die Nato wurde entwickelt, als es das Reich des Bösen gab. Aber gegen wen existiert die Nato heute?"

Mit einer Aufnahme der Ukraine und Georgiens in die Nato würde das "Heranrücken eines mächtigen Militärblocks an unsere Grenzen als eine direkte Bedrohung der russischen Sicherheit angesehen". Bundeskanzlerin Angela Merkel versicherte wie andere Nato-Partner: "Die Nato ist gegen niemanden gerichtet, schon gar nicht gegen Russland." Putin konterte, es sei aber das Drohpotenzial, das zähle, nicht die guten Absichten. Die Nato hatte am Donnerstag gegen den Wunsch von US-Präsident George W. Bush beschlossen, die ehemaligen Sowjetrepubliken Ukraine und Georgien vorerst nicht in ihr Anwartschaftsprogramm aufzunehmen.

Erstmals seit 2002 kam Putin mit den Nato-Staats- und Regierungschefs zusammen. Merkel sagte, solche Treffen müssten "selbstverständlich werden, um Vorbehalte und Missverständnisse auszuräumen zu können". Das Verhältnis zwischen Russland und der Nato ist auch von den Differenzen über die Unabhängigkeit des Kosovo, den geplanten US-Raketenschild in Polen und Tschechien sowie über die konventionelle Abrüstung in Europa belastet.

Das umstrittene US-Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien sei "nicht auf Partner wie Russland gerichtet", unterstrich Merkel. Sie verwies auf die Gespräche zwischen Russland und den USA. US-Präsident George W. Bush reist nach dem Nato-Gipfel zu einem Treffen mit Putin nach Sotschi.