Eriwan. Die Proteste gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl in Armenien sind am Wochenende in blutige Straßenschlachten eskaliert, bei denen nach Angaben der Polizei mindestens acht Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden. Staatspräsident Robert Kotscharjan verhängte am Sonnabendabend den Ausnahmezustand über das Land. Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge prägten gestern das Bild in der Hauptstadt Eriwan. Der Ausnahmezustand sollte zunächst 20 Tage gelten. Die Polizei in Eriwan ging am Sonnabend mit Tränengas und Warnschüssen gegen etwa 15 000 Demonstranten vor.

Seit der Wahl vom 19. Februar protestierten täglich Tausende gegen das Ergebnis, das sie als gefälscht betrachten. Laut amtlichem Ergebnis gewann der bisherige Regierungschef und Kotscharjan-Vertraute Serge Sarkisjan die Wahl mit fast 53 Prozent, der frühere Präsident und Oppositionspolitiker Lewon Ter-Petrosjan kam auf 21,5 Prozent.

Der unterlegene Kandidat warf den Behörden vor, Wahlzettel gefälscht und Stimmen gekauft zu haben. Die OSZE hat bei der Wahl Unregelmäßigkeiten festgestellt, sprach aber insgesamt von einer gelungenen Abstimmung. Ter-Petrosjan wurde gestern von der Polizei gehindert, sein Haus zu verlassen. Ein formeller Hausarrest wurde nicht gegen ihn verhängt.