SEOUL. Süd- und Nordkorea haben erstmals seit ihrem Bruderkrieg vor mehr als 50 Jahren wieder einen grenzüberschreitenden Eisenbahnbetrieb aufgenommen. Der erste Zug verkehrte gestern auf einem 16,5 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen der südkoreanischen Stadt Munsan und dem nordkoreanischen Grenzbahnhof Panmun. Zunächst ist die Strecke allerdings nur für den Güterverkehr geöffnet.

Wann Personenzüge durch die militärische Pufferzone zwischen beiden Ländern fahren können, ist noch unklar.

"Die innerkoreanische Eisenbahn ist ein wichtiges Infrastrukturprojekt, das die Wirtschaftszusammenarbeit stärken wird", sagte Südkoreas Vereinigungsminister Lee Jae Joung bei einer Zeremonie in Panmun. Die Kooperation entwickle sich täglich weiter, wurde er von der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Der nordkoreanische Kabinettsrat Kwon Ho Ung habe den Beginn des Zugverkehrs als neues Kapitel in der Geschichte der koreanischen Nation beschrieben.

Zunächst soll an Werktagen jeweils ein Zug über die Grenze rollen. Die Verbindung dient dem Transport von Gütern zum und vom gemeinsamen Industriepark in der nordkoreanischen Stadt Kaesong. Gestern hatte der Zug auf dem Hinweg Rohstoffe für die Schuhproduktion und Baumaterialien für Kaesong geladen, auf dem Rückweg brachte er Fertigware, darunter Schuhe und Bekleidung, in den Süden.

Auf einen regelmäßigen Güterzugverkehr hatten sich beide Länder Anfang Oktober geeinigt. Fernziel ist, die Bahnlinie über Nordkorea an das Netz der Transsibirischen Eisenbahn anzuschließen. Beide Staaten befinden sich völkerrechtlich noch im Kriegszustand, da seit dem Korea-Krieg (1950-53) noch immer kein Friedensvertrag geschlossen wurde.