In der Region um das Kaspische Meer lagern gewaltige Vorkommen an Öl und Gas. Insgesamt werden bis zu 20 Milliarden Tonnen fossiler Brennstoffe unter dem Grund des größten Binnenmeeres der Welt vermutet. Die Ausbeutung und Verteilung der Ressourcen sind zwischen den fünf Anrainerstaaten seit Langem umstritten. Eine erste Gipfelkonferenz zur Beilegung des Streits scheiterte 2002 im turkmenischen Aschchabad.

Die Anliegerstaaten - Iran, Turkmenistan, Kasachstan, Russland und Aserbaidschan - sind uneinig, ob das Gebiet von der Größe Deutschlands gemeinsam genutzt werden sollte oder ob es je nach Länge der jeweiligen Küsten aufgeteilt werden soll. Turkmenistan mit einer Grenze zu dem Meer von 1770 Kilometern soll unter Wasser mehr als 2800 Milliarden Kubikmeter Gasvorräte haben. Für den nördlichen Nachbarn Kasachstan (1890 Kilometer) gibt es ähnliche Prognosen. Das Land soll außerdem über vier Milliarden Tonnen Ölreserven unter dem Meer haben.

Auch Aserbaidschan (800 Kilometer Küstenlinie) verfügt über beträchtliche Reserven. Über eine mit massiver Unterstützung der USA gebaute Pipeline werden seit Anfang 2006 täglich mehr als eine Million Barrel (1 Barrel = 159 Liter) Öl von Aserbaidschan bis an die türkische Mittelmeerküste gepumpt. Ab 2011 soll eine Pipeline vom Kaspischen Meer nach Polen führen, die vor allem aserbaidschanisches Öl an Russland vorbeileitet. Im Wettbewerb um Öl und Gas unterstützt die EU das Projekt Nabucco, mit dem kaspisches Gas über die Türkei bis nach Österreich geliefert werden soll.

Mit 740 bzw. 960 Kilometern sind die Küstenlinien des Iran und Russlands relativ klein. Gute Beziehungen zu Russland gelten für Turkmenistan, Kasachstan und Aserbaidschan als besonders wichtig, weil sie keinen eigenen Zugang zum offenen Meer haben. Nur mit Zustimmung Moskaus können sie über die Wolga, den Don und deren Kanäle ihre Exporte in alle Welt verschiffen.