Kommentar

Als erster Kreml-Chef seit Stalin macht Wladimir Putin der Führung in Teheran seine Aufwartung. Einem Staatschef, der den Holocaust leugnet, der Israel von der Landkarte tilgen will, Terroristen der Hisbollah sponsert und der beharrlich an Atomwaffen werkeln lässt. Und was macht Putin? Nimmt er sich Präsident Ahmadinedschad zur Brust, ruft zu Mäßigung auf oder schwingt die Sanktionspeitsche? Im Gegenteil. Der Gast aus Moskau stärkt Teheran im Atomstreit sogar den Rücken.

So etwas spricht auch als Geste an den Westen Bände. Ob Iran, Kosovo, Raketenabwehr oder Abrüstungsvereinbarungen - allgemein herrscht wieder ein Klima der Konfrontation. Dass der Iran, der über die drittgrößten Öl- und die zweitgrößten Gasvorkommen verfügt, ganz dringend auf Kernenergie angewiesen ist, das kann Ahmadinedschad seiner Oma erzählen. Putin weiß das natürlich, aber darum geht es ihm gar nicht. Allein ökonomische und strategische Interessen diktieren das Besuchsprogramm im Schurkenstaat. So hofft Moskau auf Milliardenaufträge aus Teheran zum Bau von Atomkraftwerken und auf weitere Waffenexporte. Vor allem aber will Putin Washington bei der anstehenden Aufteilung der gigantischen Öl- und Gasreserven am Kaspischen Meer, traditionell russischer Hinterhof, ausbooten. Zudem hängt an der geplanten Grenzziehung auch wertvolles Territorium für künftige Pipelines.

So kann sich Russland, das dank satter Einnahmen aus seinen Öl- und Gasgeschäften vor neuem Selbstbewusstsein nur so strotzt, nach dem Zerfall der Sowjetunion in der Region nun wieder als Machtfaktor stabilisieren. Das alles sollte zumindest zur Kenntnis nehmen, wer mit Russland Geschäfte macht.