Dringlichkeitssitzung der Uno am Abend. USA und EU drohen mit Sanktionen.

Rangun. Über die Köpfe der Mönche peitschen Schüsse, die Polizei knüppelt mit Schlagstöcken wahllos Menschen nieder. Die nach tagelangen Massenprotesten unter Druck geratene Militärjunta in Birma ist gestern erstmals mit offener Gewalt gegen die friedlichen Demonstranten in Rangun vorgegangen. Mindestens acht Menschen wurden getötet.

Nach Angaben eines Behördenvertreters, der anonym bleiben wollte, waren unter den Toten fünf Mönche. Zwei seien totgeschlagen worden. Tausende Geistliche und einfache Bürger hatten sich trotz klarer Warnungen der Militärs wieder zu Tausenden vor der Shwedagon-Pagode, Zentrum der Protestbewegung der Mönche, eingefunden, um dem Regime zu trotzen. Am Morgen hatten die Sicherheitskräfte dort vergeblich versucht, eine Demonstration aufzulösen. Sie griffen die Versammelten mit Schlagstöcken an, feuerten Warnschüsse ab. Dann feuerten sie gezielt in die Menge. Es gab mindestens 150 Verletzte. Augenzeugen berichteten, 300 Mönche seien festgenommen und mit Militärlastern an einen unbekannten Ort gebracht worden. An den Barrikaden drängten Soldaten immer wieder große Menschenmengen zurück, die trotz der Machtdemonstration der Militärs die Mönche unterstützen wollten.

Die staatlichen Medien berichteten, die Sicherheitskräfte hätten die Demonstranten mit Lautsprechern gewarnt, hätten aber wegen Steinwürfen und Brandsätzen auf die Menge feuern müssen, um diese zu zerstreuen. Die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi nannte gewaltsames Vorgehen gegen Mönche ein "nicht wieder gutzumachendes Unrecht".

Die USA und die EU reagierten mit Sanktionsdrohungen, am späten Abend trat der Uno-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Die Bundesregierung in Berlin verurteilte die "Eskalation" scharf.