Augenzeugen berichteten von bis zu 200 Mönchen, die teilweise unter Schlägen abgeführt worden seien. Außerdem brachten die Sicherheitskräfte Wasserwerfer an Knotenpunkten der Demonstrationen in Stellung.

Rangun. Bei den festgenommenen Mönchen soll es sich um Anführer der Proteste handeln. Sie stammen aus mindestens zwei buddhistischen Klöstern im Norden von Rangun, die am frühen Donnerstagmorgen erstürmt wurden. Auch Politiker der Nationalen Liga für Demokratie, der Partei von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, wurden festgenommen. An der Sule-Pagode, wo die von Mönchen angeführten Massen-Proteste in den vergangenen Tagen jeweils endeten, brachten Truppen zudem sieben Wasserwerfer in Stellung, wie Augenzeugen berichteten.

Von den Razzien betroffen waren das Kloster Ngwe Kyar Yan, wo Augenzeugen zufolge mindestens 70 Mönche verhaftet wurden, sowie das Kloster Moe Gaung mit einigen weiteren Festnahmen. "Selbst ein erkrankter Mönch wurde mitgenommen", klagte eine Klosterschülerin. Ein Mönch aus Ngwe Kyar Yan verwies auf Blutspuren am Boden, die nach seinen Angaben von Geschlagenen stammten. Auch hätten die Soldaten bei ihrer Razzia mehrfach in die Luft geschossen.

Kurz nach Mitternacht war bereits der Sprecher der Nationalen Liga für Demokratie, Myint Thein, verhaftet worden, wie dessen Familie mitteilte. Festgenommen wurden nach Parteiangaben ferner das Vorstandsmitglied Hla Pe und der frühere Parlamentsabgeordnete Pu Yin Shin. Ein asiatischer Diplomat bestätigte derweil, dass sich Suu Kyi weiterhin unter Hausarrest in Rangun befinde. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, sie sei möglicherweise in das berüchtigte Insein-Gefängnis verlegt worden.

Die birmanischen Sicherheitskräfte waren am Mittwoch erstmals mit Gewalt gegen die Demonstranten vorgegangen. Dabei kamen nach unbestätigten Berichten bis zu acht Menschen ums Leben, darunter offenbar auch Mönche. Die Militärregierung bestätigte lediglich ein Todesopfer.

Der Weltsicherheitsrat rief die Regierung in Rangun zur Mäßigung auf und äußerte sich tief besorgt über die Gewalt in dem südostasiatischen Land. Ferner wurde das Militärregime aufgefordert, dem Uno-Sondergesandten für Birma, Ibrahim Gambari, ein Einreisevisum zu gewähren. Gambari soll im Auftrag von Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon nach Birma reisen.

Die Ergebnisse der Dringlichkeitssitzung hinter verschlossenen Türen wurden vom französischen Uno-Botschafter Jean-Maurice Ripert in einer kurzen Presseerklärung verlesen. Eine ausführliche schriftliche Erklärung wurde Uno-Diplomaten zufolge von China verhindert. Die Regierung in Peking unterhält enge Wirtschaftsverbindungen zum südlichen Nachbarland Birma. Der chinesische Uno-Botschafter Wang Guangya erklärte, wichtigstes Ziel müsse es sein, die Stabilität in dem Land wiederherzustellen.

Die USA riefen die birmanische Militärregierung zum Dialog mit den Demonstranten auf. Das Regime in Rangun müsse erkennen, dass der derzeitige Konflikt nicht mit Gewalt gelöst werden könne, sondern dass eine nationale Aussöhnung erforderlich sei, erklärte Unterstaatssekretär Christopher Hill bei einem Besuch in Peking. Er appellierte in China, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Nach Angaben des US-Außenministeriums will Hill am Rande der Pekinger Sechs-Parteiengespräche über das nordkoreanische Atomprogramm mit chinesischen Regierungsvertretern weiter über die Lage in Birma beraten.

Auch die G-8-Außenminister verurteilten das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten. Bei einem Treffen in New York appellierten sie an das Militärregime, auf Gewalt zu verzichten, wie Vertreter der deutschen G-8-Präsidentschaft mitteilten. Die Außenminister hätten die birmanische Regierung zudem aufgerufen, "umgehend in einen Dialog mit den religiösen Gruppen und demokratischen Kräften des Landes einzutreten, um eine friedliche Lösung ohne jede Gewalt zu erreichen", hieß es.