WASHINGTON. Dem größten Landraubtier der Erde droht das Aussterben - weil der Treibhauseffekt das arktische Eis immer stärker schmelzen lässt und so den Lebensraum des Eisbären zerstört. Deshalb wollen die USA das Raubtier auf die Rote Liste der bedrohten Tierarten setzen. Mit diesem Vorstoß hat die US-Regierung zum ersten Mal offiziell einen Zusammenhang zwischen dem durch Treibhausgase verursachten Klimawandel und dem Artensterben eingeräumt. Umweltschützer sprachen von einem "Wendepunkt im Umgang der USA mit dem Klimawandel".

"Eisbären gehören zu den letzten Überlebenden der Natur, die in einer der rauesten Gegenden der Welt leben können", sagte US-Innenminister Dirk Kempthorne in Washington. "Aber wir fürchten, dass der Lebensraum der Eisbären buchstäblich wegschmelzen könnte."

Weltweit gibt es nur noch zwischen 20 000 und 25 000 Eisbären. Etwa 4700 der Tiere leben in Alaska. Die im Innenministerium angesiedelte Behörde für Fisch- und Wildfang erklärte, dass durch den Temperaturanstieg in der Arktis die Eisflächen immer kleiner würden, wodurch der natürliche Lebensraum der Eisbären verloren gehe. Umweltschützer warnen seit Jahren davor, dass die Eisbären wegen des Klimawandels aussterben könnten.

Die US-Regierung wird nun zunächst öffentliche Stellungnahmen einholen und in einem Jahr darüber entscheiden, ob die Eisbären offiziell zur bedrohten Tierart erklärt werden sollen. Experten halten es angesichts von bisher über 200 000 Petitionen für unwahrscheinlich, dass die Aufnahme in die Liste noch scheitern könnte. Ein Eintrag der Eisbären könnte nach den gesetzlichen Vorschriften zum Schutz bedrohter Arten zur Folge haben, dass die US-Wirtschaft den Ausstoß von Kohlendioxid verringern muss. Minister Kempthorne sagte dazu, jede Maßnahme zur Verringerung der CO2-Emissionen mit dem Ziel des Eisbärenschutzes liege außerhalb der Kompetenzen seines Hauses.

Die USA sind der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasen, durch deren Ausstoß sich die Erde erwärmt. Bush wird von Umweltschützern auch deshalb heftig kritisiert, weil er eine Ratifizierung des Kyoto-Protokolls ablehnt. Darin hatten sich 35 Industriestaaten verpflichtet, ihre Gasemissionen bis 2012 um fünf Prozent gegenüber 1990 zu verringern.