BERLIN. Die Beteiligung Deutschlands an der Unifil-Mission vor der libanesischen Küste hat zu ersten Verwicklungen geführt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin bestätigte, dass die israelische Luftwaffe über einem Schiff der Deutschen Marine Schüsse abgefeuert hat. Probleme gibt es offenbar auch über die Voraussetzungen für den Einsatz der Deutschen Marine.

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" wurden diese Voraussetzungen geändert und die Einsatzmöglichkeiten der Deutschen Marine deutlich eingeschränkt. Das Verteidigungsministerium in Berlin wies dies zurück. Die Opposition fordert Aufklärung und Einsicht in entsprechende Protokolle.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Berlin haben bereits am Dienstagvormittag sechs israelische F-16-Jäger ein deutsches Marineschiff der Uno-Flotte in geringer Höhe überflogen. Dabei seien "Infrarot-Täuschkörper" abgeworfen und aus einer der Maschinen zwei ungezielte Schüsse in die Luft abgefeuert worden. Auch Israel bestätigte den Zwischenfall. Dieser habe sich nahe der israelisch-libanesischen Grenze auf der Höhe des nordisraelischen Ortes Rosch Hanikra ereignet.

Ein Hubschrauber sei von einem deutschen Schiff aufgestiegen, ohne dass dieser Flug mit Israel abgestimmt gewesen sei. Israelische Kampfflugzeuge seien daraufhin eingesetzt worden. Sie hätten den deutschen Helikopter zur Umkehr und Landung auf dem Marineschiff gezwungen. Die Sprecherin bestritt in Tel Aviv, dass irgendein Schuss auf das Schiff abgegeben worden sei.

Die israelische Botschaft in Berlin verbreitete gestern eine Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv, dass Israel keine Absicht habe, in irgendeiner aggressiven Form gegen die deutschen Streitkräfte vorzugehen. Bei dem Schiff handelt es sich offenbar um das Flottendienstschiff "Alster", das nicht zum UNIFIL-Verband gehört, sondern unabhängig vor der libanesischen Küste operiert. Die Aufgabe der "Alster" ist elektronische Aufklärung. Bestätigt wurde, dass Ressortchef Amir Peretz mit seinem deutschen Kollegen Franz Josef Jung (CDU) telefoniert hat. Ob sich der Zwischenfall in israelischen oder libanesischen Hoheitsgewässern abgespielt hat, ist unklar.