Vereinte Nationen: Die lettische Präsidentin Vaira Vike-Freiberga bewirbt sich. Wer wird neuer Generalsekretär der Uno? Bisher wurden nur Männer ernsthaft als Kandidaten erwogen . . .

NEW YORK/RIGA. Kaum mehr als 100 Tage ist Uno-Generalsekretär Kofi Annan noch im Amt, dann läuft sein Mandat aus. Wer zum Jahreswechsel den Chefposten im New Yorker Uno-Hochhaus übernimmt, ist derzeit noch völlig offen. Neu in den Ring gestiegen ist am Wochenende die lettische Präsidentin Vaira Vike-Freiberga. Sie sei von ihrer Regierung und den Nachbarstaaten Estland und Litauen dazu aufgefordert worden und habe sich "der hohen Verantwortung bewusst dazu entschlossen", so die Politikerin.

Derzeit stehe die Uno an einem Scheideweg: "Entweder wird sie die Bemühungen aller Staaten zur Bewältigung der Probleme der Welt des 21. Jahrhunderts vereinen und dafür effektive Arbeitsmechanismen schaffen können oder aber ihre besondere Rolle auf internationaler Ebene verlieren."

Vike-Freiberga betonte, Frauen seien 60 Jahre lang niemals ernsthaft für das Amt des Uno-Generalsekretärs in Betracht gezogen worden. "Mit meiner offiziellen Kandidatur möchte ich Frauen in aller Welt ermutigen, alle ihre Bemühungen und Initiativen zum Abbau von Vorurteilen und Stereotypen und zur Stärkung von Menschenrechten, Demokratie und Freiheit fortzusetzen."

Einer ungeschriebenen Tradition zufolge müsste der nächste Generalsekretär aus Asien stammen, nachdem mit Kofi Annan und Boutros Boutros-Gali 15 Jahre lang Afrikaner an der Spitze der Uno standen. Die USA und einige westliche Länder pochen allerdings darauf, einen qualifizierten Nachfolger Annans unabhängig vom Regionalproporz zu wählen. Der Generalsekretär wird auf Vorschlag des Sicherheitsrats von der Uno-Vollversammlung gewählt.

Zurzeit sind allerdings vor allem fünf asiatische Kandidaten für die Annan-Nachfolge im Gespräch. Bei einer Probeabstimmung belegte kürzlich der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon den ersten Platz vor dem indischen Vize-Generalsekretär der Uno, Shashi Tharoor.

Die folgenden Plätze belegten der thailändische Vize-Ministerpräsident Surakiart Sathirathai, der jordanische Prinz Seid Raad Seid al-Hussein und der srilankische Diplomat Jayantha Dhanapala. Der Südkoreaner Ban hatte auch schon bei einer ersten Probeabstimmung im Juli vor dem Inder Tharoor geführt.

Ende dieses Monats wird im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine weitere Probeabstimmung abgehalten.