Geheimoperation: Wie Briten und Amerikaner am Hindukusch kämpfen

HAMBURG. Er war einer der härtesten und mutigsten Soldaten Großbritanniens. Als Sergeant Paul "Scruff" McGough jetzt im Alter von 41 Jahren starb, geschah dies nicht auf dem Schlachtfeld, sondern bei einem banalen Drachenflieger-Unfall auf Zypern.

Paul McGough war Mitglied des Special Boat Service (SBS). Diese Schwestereinheit des legendären Special Air Service (SAS) gilt als britisches Gegenstück zu den berühmten US-Navy Seals.

Der Londoner "Daily Telegraph" widmete "Scruff" einen Nachruf, in dem Details veröffentlicht wurden, die ein seltenes Licht auf den lebensgefährlichen Afghanistan-Einsatz der westlichen Truppen werfen - zu denen auch die Bundeswehr zählt. Üblicherweise wird Stillschweigen über Einsätze von Elitetruppen bewahrt, aber britische Medien haben Schilderungen von Angehörigen Gefallener erhalten, die von der Regierung informiert wurden.

McGough gehörte zur C-Kompanie des SBS, die im November 2001 in die umkämpfte Basis von Bagram eingeflogen wurden. Um diese Schlüsselstellung rangen Regierungstruppen und die Miliz des grausamen Usbekenkriegsherren Abdul Rashid Dostum. McCough und seine Kompanie schafften es, die Basis einen Tag und eine Nacht gegen beide Armeen zu halten, bis US-Elitetruppen eintrafen.

In Dostums Festung Qala-i-Janghi hatten Taliban-Gefangene inzwischen ihre Bewacher überrumpelt und sich bewaffnet. Den CIA-Agenten Captain Mike Spann töteten sie und sperrten dessen Kollegen Dave Dawson ein. Zusammen mit sieben SBS-Kämpfern und neun US-Elite-Soldaten griff McGough an, baute mit einem Taschenwerkzeug ein Maschinengewehr aus der Halterung eines Kampffahrzeugs aus, stellte sich auf die Brüstung der Festung und schlug, umschwirrt von Kugeln, einen Angriff hunderter Taliban zurück. Danach setzte er Fahrzeuge außer Gefecht, mit denen die Taliban ausbrechen wollten, und befreite CIA-Mann Dawson.

Was sich wie Szenen aus einem Rambo-Film ausnimmt, ist blutige Kriegs-Realität in Afghanistan. Dieser Tage starben zwei SAS-Soldaten unter ähnlich spektakulären Umständen. Bei einer der umfangreichsten Geheim-Operationen der letzten Zeit waren SBS und SAS beteiligt, verstärkt durch Fallschirmjäger. Sie sollten vier gesuchte Kommandeure der Taliban festnehmen. Diese vier "Hochwert-Ziele" wurden im Ort Sangin in der Provinz Helmand ausgemacht. Die Briten griffen blitzartig zu.

Auf dem Rückweg gerieten sie jedoch in einen Hinterhalt der Taliban. Das erbitterte Gefecht in stockfinsterer Nacht dauerte über eine Stunde, dann griffen ein Kampfbomber und ein Kampfhubschrauber auf Seiten der Briten ein. Mehr als 30 Taliban starben, aber auch zwei SAS-Soldaten und zwei der Taliban-Kommandeure. Die anderen entkamen.

Wie britische Militär-Quellen dazu erklärten, sind in der Kriegszone Afghanistan Drogenbarone und Taliban-Fanatiker inzwischen eine "tödlich-giftige" Allianz eingegangen.