Mohammed-Karikaturen: Araber fühlen sich beleidigt. EU-Büro in Gaza gestürmt, Konvoi im Irak überfallen, Aufruf zum Handelsboykott. Skandinavier vor Reisen gewarnt.

Kopenhagen/Gaza. Begonnen hatte es mit ein paar Zeichnungen - doch nun ist eine internationale Krise daraus geworden. Die Entrüstung in der muslimischen Welt über Karikaturen des Propheten Mohammed in dänischen und norwegischen Zeitungen nimmt vor allem im Nahen Osten immer bedrohlichere Züge an. Eine der umstrittenen Karikaturen, die im September und Januar erschienen waren, zeigt Mohammed mit einem Turban in Gestalt einer Bombe. Auf einer weiteren Zeichnung hat er ein Schwert in der Hand.

Aus Wut über die Zeichnungen besetzten gestern schwerbewaffnete Mitglieder der palästinensischen Al-Aksa-Brigaden ein EU-Büro im Gaza-Streifen und forderten von Kopenhagen und Oslo eine Entschuldigung. Die Extremisten verbrannten dänische Flaggen und drohten, keine Dänen und Norweger in den Gaza-Streifen einreisen zu lassen. Die künftig im Autonomiegebiet regierende radikal-islamische Hamas sowie der geistliche Chef der radikalen ägyptischen Moslembrüder, Mohammed Mehdi Akef, riefen alle Moslems der Welt zu einem Boykott dänischer und norwegischer Waren auf. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Kuwait und Saudi-Arabien wurden schon großflächige Boykotte dänischer Produkte organisiert. Nach Angaben des Kopenhagener Konsuls in Dubai mußten dänische Unternehmen in der Golfregion bereits Einnahmeverluste von 22 Millionen Euro hinnehmen. Die EU stellte sich mit Verweis auf die Pressefreiheit hinter Dänemark und drohte Saudi-Arabien mit Sanktionen, sollte die Regierung den Boykott unterstützen.

Inzwischen verläuft der Protest nicht nur friedfertig: Im saudischen Mekka wurden zwei nicht-dänische Mitarbeiter des dänischen Unternehmens Arla Foods angegriffen. Im Irak verübten Aufständische einen Sprengstoffanschlag auf einen dänisch-irakischen Militärkonvoi. Verletzt wurde dabei niemand. Untersucht wird, ob der Angriff mit den Karikaturen zusammenhängen könnte. Im überwiegend von britischen Truppen kontrollierten Süden des Irak sind rund 430 dänische Soldaten stationiert.

Dänemark riet Bürgern von Reisen nach Saudi-Arabien ab. Auch Schweden sprach eine Reisewarnung für Gaza und das Westjordanland aus. Grund: Die schwedische Zeitung "Dagens Nyheter" hatte die Pressefreiheit der dänischen Medien verteidigt.