KOPENHAGEN/HAMBURG. Die bildliche Darstellung des Propheten Mohammed ist im Islam als Gotteslästerung verboten. Zwar gibt es durchaus islamische Gemälde, auf denen der Prophet zu sehen ist - doch sein Gesicht bleibt dann ein weißer Fleck.

Ob die Redakteure der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" diese Tatsache nicht gewußt oder schlichtweg ignoriert hatten, sei dahingestellt. Jedenfalls druckte die Zeitung am 30. September vergangenen Jahres zwölf satirische Zeichnungen ausgerechnet unter dem Motto "Die Gesichter Mohammeds". Damit nicht genug - auf einigen dieser Karikaturen kam der Prophet nicht gut weg.

Eine Darstellung zeigte ihn mit einem Turban in Form einer Bombe samt brennender Zündschnur. Auf einer anderen ist er als schwertschwingender Beduine neben zwei schwarzvermummten Frauen zu sehen.

Ungeachtet des rasch aufflammenden Protestes gläubiger Muslime, die ihre religiösen Gefühle verletzt sahen, druckte die norwegische Zeitung "Magazinet" die umstrittenen Zeichnungen am 10. Januar nach.

Seitdem tobt ein eskalierender Streit um Gewissensfreiheit und Glauben zwischen muslimischen Ländern und der Europäischen Union. Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate stellten sich auf die Seite der erbosten Muslime und drohten den beiden skandinavischen Ländern mit Boykott ihrer Waren. Einige saudische Supermärkte nahmen dänische Produkte bereits aus den Regalen.

Die EU ergriff daraufhin Partei für Kopenhagen und Oslo und führt dabei die Presse- und Meinungsfreiheit ins Feld. Es ist ein Streit unter Taubstummen: Die Europäer können die ultrastrenge Ächtung von humoristisch gemeinten Karikaturen nicht begreifen; in den arabischen Staaten dagegen sind Meinungs- und Pressefreiheit im westlichen Sinne weitgehend unbekannt.

Inzwischen hat der Religionsstreit längst politische Dimensionen erreicht. Libyen schloß seine Vertretung in Kopenhagen, Saudi-Arabien zog seinen Botschafter aus Dänemark ab. Und in der arabischen Welt kam es zu ersten Übergriffen auf Westler, die man für Dänen hielt.