Die von den Israelis angekündigte Übergabe der Stadt Jericho an die palästinensische Regierung ist ins Stocken geraten. Nach einem Treffen israelischer und palästinensischer Offiziere verlautete aus Teilnehmerkreisen, gestritten werde vor allem um einen Straßenkontrollpunkt am Stadtrand.

Der für die Militärs bedeutsame Checkpoint soll verhindern, daß Israelis wieder in Scharen das Spielkasino "Oasis Hotel Casino Resort" besuchen, wie sie es schon vor dem Ausbruch der jüngsten Serie von Gewalttaten (Intifada) im Jahr 2000 taten.

In Israel ist Glücksspiel aus religiösen Gründen verboten. Verlören die Israelis die Kontrolle über den wichtigen Verkehrspunkt, könnten sie zukünftig weder den Betrieb des Kasinos noch das Reiseverhalten der eigenen Bevölkerung dorthin beeinflussen.

Das 1997 eröffnete Spielerparadies liegt nur 500 Meter Luftlinie von der israelischen Grenze entfernt. Den Palästinensern war der Zutritt zum Kasino von Beginn an verboten, die Israelis reisten dafür um so zahlreicher an - aus Jerusalem und Tel Aviv sogar mit einem kostenlosen Shuttle-Service. Bis zur Schließung des Kasinos im Oktober 2000, dem Beginn der zweiten Intifada, kamen ungefähr 3000 Besucher täglich. Die Spielbank entpuppte sich als Goldgrube. Die Israelis, die vorher bis zur nächsten legalen Glücksspielmöglichkeit den weiten Weg bis in die Türkei zurücklegen mußten, zeigten sich spendierfreudig. Im August 2000 verzeichnete das Kasino den monatlichen Rekordprofit von 16,4 Millionen Dollar.

Eine Wiedereröffnung im Zuge der Räumung des Westjordanlands durch ihr Militär ist der israelischen Regierung nicht nur aus kulturellen Gründen ein Dorn im Auge.

Gegenüber den Hintermännern des Kasino-Projekts, einer Gruppe von österreichischen und palästinensischen Investoren, hegt sie großes Mißtrauen: Die palästinensische Autonomiebehörde soll am Gewinn der Spielbank zu 30 Prozent beteiligt sein und mit dem Geld auch terroristische Aktionen unterstützt haben.