Oppositionelle haben am Dienstag bei Protesten gegen den Wahlsieg der Kommunisten das Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Chisinau gestürmt. Eine Frau kam ums Leben, mindestens 30 Menschen wurden verletzt.

Chisinau. Oppositionelle haben am Dienstag bei Protesten gegen den Wahlsieg der Kommunisten in Moldawien das Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Chisinau gestürmt. Die Demonstranten waren überwiegend Jugendliche, viele von ihnen Anhänger der liberalen Opposition, die bei der Wahl am Sonntag den Kommunisten unterlegen waren.

Bei den Ausschreitungen wurden mehr als 30 Menschen verletzt, eine Demonstrantin starb an einer Rauchvergiftung, da im Parlamentsgebäude ein Feuer gelegt wurde. Auch wurden Möbel aus dem Haus auf die Straße getragen und in Brand gesteckt. Die Polizei musste Tränengas und Wasserwerfer einsetzten trotzdem konnte sie die aufgebrachte Menge nicht an dem Eindringen in das Gebäude hindern.

Auf dem Präsidentensitz wurde die Europa-Flagge gehisst, laut Aussagen von Ärzten gab es mehrere Schwerverletzte. Die Demonstranten skandierten "Nieder mit den Kommunisten" und "Wir wollen zu Europa gehören", andere verbrannten Fahnen der Kommunistischen Partei und die Flagge der ehemaligen Sowjetunion. Manche riefen auch "Wir sind Rumänen".

Die Sprache des EU-Mitgliedslandes Rumänien ist auch im Nachbarland Moldawien Amtssprache. Moldawien gehörte zwischen den Weltkriegen zu Rumänien, bevor der sowjetische Diktator Josef Stalin es im Zweiten Weltkrieg annektierte.

Die Opposition verlangt, dass die Stimmen neu ausgezählt werden und das Recht auf friedliche Demonstrationen. Dies betonte der Chef der Liberal-Demokraten, Vlad Filat, der gleichzeitig zur Besonnenheit mahnte. Auch der Bürgermeister von Chisinau und Vize-Chef der Liberalen, Dorin Chirtoaca, nannten die Proteste gerechtfertigt. Sie würden weitergehen, bis ein neuer Wahltermin feststehe.

Staatschef Woronin sagte, die "Hintermänner" der Proteste hätten das "Ziel", das Land zu destabilisieren. Er bezeichnete die Demonstranten als "betrunkene Faschisten", die einen "Staatsstreich" verüben wollten. Russlands Präsident Dmitri Medwedew drängte seinen moldawischen Kollegen laut Kreml, die Krise schnell und friedlich beizulegen.

Die Europäische Union zeigte sich besorgt über die Unruhen in dem osteuropäischen Land. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana sagte, Gewalt gegen Regierungsgebäude sei "inakzeptabel". Allerdings müsse auch das Recht von Demonstranten respektiert werden, sich friedlich zu versammeln.

Die Kommunistische Partei (PCRM) von Präsident Woronin war aus der Wahl mit knapp 50 Prozent der Stimmen als klare Siegerin hervorgegangen. Das neu gewählte Parlament muss bis zum 8. Juni einen Nachfolger für Woronin bestimmen, der laut Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf. Die Kommunisten sind in Moldawien seit 2001 an der Macht. Nach ihrer Wiederwahl 2005 vollzog Woronin eine Kehrtwende vom pro-russischen Kurs in Richtung EU, um seinem verarmten Land Wirtschaftshilfen zu sichern.