Der wegen eines Schuhwurfs auf den früheren US-Präsidenten George W. Bush verurteilte Iraker muss doch nur ein Jahr in Haft bleiben. Auch in Neu Delhi warf ein Journalist einen Schuh auf den indischen Innenminister Palaniappan Chidambaram.

Bagdad/Neu Delhi. Der wegen seines Schuhwurfs auf George W. Bush verurteilte Iraker muss statt der ursprünglich verhängten drei Jahren doch nur ein Jahr in Haft bleiben. Ein Berufungsgericht habe die Strafe gegen den Fernsehjournalisten Muntaser al-Saidi herabgesetzt, sagte der Anwalt des Schuhwerfers.

Grund für die Verkürzung sei unter anderem gewesen, dass Saidi nicht vorbestraft sei. Außerdem führe sich sein Mandant im Gefängnis gut.

Saidi war im März von einem Gericht in der Hauptstadt Bagdad zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Journalist hatte auf nicht schuldig plädiert und Berufung angekündigt.

Bei einem Bush-Besuch Mitte Dezember hatte Saidi auf einer Pressekonferenz in Bagdad seine Schuhe in Richtung des damaligen US-Präsidenten geworfen und dabei gerufen: "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!" Bush duckte sich weg und wurde nicht getroffen. In der arabischen Welt war Saidis Aktion bejubelt worden.

Nach dem Vorbild des Schuhwerfers von Bagdad hat ein indischer Journalist am Dienstag in Neu Delhi Innenminister Palaniappan Chidambaram mit einem Schuh beworfen. Der weiß-blaue Turnschuh verfehlte den Minister bei der Pressekonferenz knapp.

Der Journalist Jarnail Singh gehört der religiösen Minderheit der Sikhs an und hatte sich mit Chidambaram zuvor ein Wortgefecht über die Einstellung der Ermittlungen gegen den früheren Minister Jagdish Tytler geleistet. Tytler war eine Verwicklung in gewalttätige Übergriffe gegen Sikhs im Jahr 1984 vorgeworfen worden.

Sikhs werfen der regierenden Kongress-Partei vor, das indische Bundeskriminalamt zur Einstellung der Ermittlungen gedrängt zu haben. Sowohl Chidambaram als auch Tytler gehören der Kongress-Partei an.

Chidambaram wich dem Schuh aus, gewann kurz danach seine Fassung wieder und lächelte. "Bitte bringen Sie in weg", sagte er an die Adresse der Sicherheitskräfte. "Es macht nichts." Die Polizei führte Singh ab. Nach einem späteren Pardon des Ministers wurde der Reporter noch am Dienstag wieder freigelassen.